Über Europa nachzudenken hat eine lange Tradition und ist gleichzeitig von aktueller Dringlichkeit. Seit einiger Zeit scheint in der öffentlichen Wahrnehmung die Europäische Union in eins zu fallen mit Europa und Europadebatten werden weitgehend befeuert durch Krisen der EU. Dieses Seminar greift aktuelle Herausforderungen der EU insbesondere aus Ostmitteleuropa auf, es betrachtet die dahinterstehenden Konflikte aber in längeren historischen Perspektiven. So werden politische Ordnungsvorstellungen des Kontinents seit Anfang des 19. Jahrhunderts bis in die Zeit zwischen den Weltkriegen und im antifaschistischen Widerstand in den Blick genommen. Punktuell wird der institutionelle Aufbau der EG/EU nachvollzogen, wobei die Ambivalenz mancher Meistererzählungen kritisch betrachtet wird, insbesondere bezüglich ihrer demokratischen Struktur und ihres normengeleiteten Agierens. Schließlich wird die Osterweiterung der EU analysiert, wobei deren Vollzug zusammen mit Europavorstellungen während des Kalten Kriegs im „Ostblock“ manche Erklärungen für illiberale und populistische Herausforderungen anbieten.

Semester: SoSe 2020