Die globale Verflechtungsgeschichte zählt zu den fruchtbarsten Betätigungsfeldern der jüngeren Forschung. Am Knotenpunkt von Ressourcen, Infrastrukturen und Technologien rekonstruiert sie die Produktion und Zirkulation von Waren und Wissen. Jedoch bleibt das östliche Europa in den großen Werken zu Technologietransfer, globalem Handel und Wissensaustausch meist marginal. Zu Unrecht suggerieren Bezeichnungen wie “der Ostblock” eine Homogenität und eine starke Isolation dieser Region. Mit den Methoden einer sich im Aufbruch befindenden Stoffgeschichte nimmt das Seminar deshalb eine Reihe von Fragen in den Blick: wie hat sich das östliche Europa in Wissenschaft, Technik und Warenzirkulation im 20. Jahrhundert international vernetzt? Welche Transferprozesse lassen sich beobachten? Welche gesellschaftlichen Entwicklungen waren dafür ausschlaggebend? Anhand eines breiten Themenspektrums vom Pelzhandel über die sozialistische Industrialisierungswelle bis hin zur Mikroelektronik werden wir die vielfältigen Formen von Kontinuität und Wandel des östlichen Europas in einer sich globalisierenden Welt diskutieren – von der Zeit des europäischen Imperialismus durch Weltkriege, Wirtschaftskrisen und den Ost-West-Konflikt bis zum Zerfall des Staatssozialismus.

Literatur:

Jan Arend (Hrsg.): Science and Empire in Eastern Europe. Imperial Russia and the Habsburg Monarchy in the 19th Century. Göttingen 2020.
Sven Beckert: King Cotton. Eine Geschichte des globalen Kapitalismus. München 2014.
David Edgerton: The Shock of the Old. Technology and Global History Since 1900. London 2008.
Klaus Gestwa, Stefan Rohdewald (Hrsg.): Kooperation statt Konfrontation. Wissenschaft und Technik im Kalten Krieg (=OSTEUROPA 9/2009). Berlin 2009.
Gabrielle Hecht (Hrsg.): Entangled Geographies. Empire and Technopolitics in the Global Cold War. Cambridge, London 2011.
Stefan Link. Forging Global Fordism. Nazi Germany, Soviet Russia, and the Contest over the Industrial Order. Princeton 2020.
Emily S. Rosenberg (Hrsg.): A World Connecting, 1870–1945. Cambridge, London 2012.
James C. Scott: Seeing like a State. How Certain Schemes to Improve the Human Condition Have Failed. New Haven, London 1998.
Philipp Ther: Die neue Ordnung auf dem alten Kontinent. Eine Geschichte des neoliberalen Europa. Berlin 2014.
Dirk van Laak: Alles im Fluss. Die Lebensadern unserer Gesellschaft – Geschichte und Zukunft der Infrastruktur. Bonn 2019.

Semester: SoSe 2022

Im Jahr 2010 prägte eine NHK-Dokumentation den Begriff mu’enshakai (無縁社会) – die atomisierte Gesellschaft oder Gesellschaft ohne Bindungen. Ausgehend von dieser Dokumentation wollen wir uns in diesem Seminar zunächst der historischen Herkunft des Begriffs 無縁 aus dem Buddhismus und seiner philosophischen Verarbeitung im Werk Amino Yoshihikos (1928-2004) nähern. Danach widmen wir uns aus diskurstheoretischer Perspektive demjenigen Problem bzw. Phänomen in der gegenwärtigen japanischen Gesellschaft, das damit beschrieben werden soll: die Vereinsamung generell sowie insbesondere von Alten (oder Jungen, die in Zukunft allein alt werden). Hierbei betrachten wir Begriffe aus der japanischen Mediendebatte wie孤立化、孤独化、おひとり様 und „Single-Gesellschaft“ und diskutieren diese vor dem Hintergrund theoretischer Zugänge zu Individualisierung aus der Soziologie.


Semester: WiSe 2020/21

Das Seminar „Chinesischer Buddhismus im 20. Jahrhundert” vermittelt den Studierenden eine Einführung in die Dynamiken, welche im letzten Jahrhundert die Entwicklung des modernen Buddhismus in der chinesischsprachigen Welt geprägt haben. Das Seminar behandelt unter anderem die folgenden Themen: Buddhismus in der Republik China (1912–1949), Buddhismus in Taiwan, Buddhismus nach Mao, Buddhismus und Migration, und Buddhismus und Gender. Durch die Teilnahme am Seminar erhalten die Studierenden einen Überblick über die aktuelle geschichts- und sozialwissenschaftliche Forschung zum chinesischen Buddhismus.    

Semester: SoSe 2020

Dieses Seminar führt Sie systematisch in die theoretischen und methodischen Ansätze der Cultural Studies ein. Über Quellentexte, die wir intensiv gemeinsam lesen und diskutieren, werden wir uns im Verlauf des Seminars mit den grundlegenden Themen und Methoden der Cultural Studies befassen, die für die Analyse von sozialen und kulturellen Formen moderner Gesellschaften relevant sind. Sie erwerben Kenntnisse von Aufbau und Funktion kulturvergleichender Methoden und werden über die Diskussion angewandter Beispiele (Mode, Essen, Otaku etc.) befähigt, eigene Projekte methodisch reflektiert zu bearbeiten.

Bitte ermöglichen Sie unbedingt Ihre vollständige Teilnahme am Blockseminar am 25. und 26.11.

 

Stichworte: Semiotik; Strukturalismus; Poststrukturalismus; Diskurs; Diskursanalyse

Teilnahmevoraussetzung: Basismodul I + II (03-JAP-0101 und 03-JAP-0201)

Anschaffungsempfehlungen:

  • Marchart, Oliver (2008): Cultural Studies. Konstanz: UTB.
  • Kramer, Jürgen (1997): British Cultural Studies. München: UTB.
Semester: WiSe 2016/17