Kapitalismus als dezentrales System der Koordination über den Markt ist durch einen Überfluss finanzieller Ressourcen stets bedroht. Kapitalismus ist eine fragile Gesellschaftsformation. Ihre dezentrale Steuerung stellt komplexe Ansprüche an Proportionalität. Obwohl durch Profit gesteuert, hängt Kapitalismus von der Gegenmacht der Vielen gegen die Bereicherung der Wenigen ab , die erst durch Verknappung von finanziellen Ressourcen zu Wettbewerb gezwungen werden und denen damit der Weg in ein Rentiersdasein versperrt wird. Solche Gegenmacht ist in vielen Gesellschaften schwach, in denen noch vorkapitalistische Strukturen dominieren und den Übergang zu Kapitalismus blockieren. Historisch haben nur sehr besondere Konfigurationen zur Herausbildung von Kapitalismus geführt. Im Ablauf der weltweiten Ausdehnung kapitalistischer Verkehrsbeziehungen war Kapitalismus regelmäßig bedroht. Auch heute ist das „Empowerment“ von Arbeit schwach, so dass die Gefahr der Globalisierung von Rente droht. Entwicklungen, die die weltweite Schwäche von Arbeit kompensieren könnten, wie die oft herbei gehoffte Herausbildung einer Weltzivilgesellschaft von Nichtregierungsorganisationen, sind nicht wirksam genug.
Semester: SoSe 2017