Wir werden in diesem Lektüreseminar das Verhältnis von Wahrheit und Kritik anhand der beiden späten Vorlesungsreihen Michel Foucaults zur Geschichte des „Wahrsprechens“ (griechisch parrhesia) aus den frühen 1980er Jahren diskutieren. In diesen noch nicht besonders bekannten Werken Foucaults kann man eine interessante und spezifische Form von kritischer Haltung kennenlernen, die sich aus dem Zusammenhang von Ethos, Selbst und Wahrheit ergibt und die sich auf eine genuin (lebens)praktische und politische Rolle der Philosophie bezieht. Diskutiert werden sollen auch die Fragen nach der Normativität, den erkenntnistheoretischen Voraussetzungen und der Stellung des Intellektuellen in dieser Kritikform sowie das Verhältnis von Politik und Macht. Man kann vermuten, dass sich die in erster Linie historischen Überlegungen Foucaults auch auf ganz aktuelle Phä- nomene wie sozialen Ungehorsam, Whistle-Blowing und das Problem der Redefreiheit beziehen lassen. Zur Vorbereitung für die erste Sitzung am 13.4. bitte lesen: „Die Ethik der Sorge um sich als Praxis der Freiheit“ (1984) und „Eine Ästhetik der Existenz“ (1984), in: Foucault, Ästhetik der Existenz, S. 253-279, 280-286.

Semester: SoSe 2017