Übergewicht‘ firmiert in der Gegenwart als Problem schlechthin und als Fluchtpunkt gesellschaftlicher Ausschlüsse: Dicke Menschen werden stigmatisiert, gelten als krank und nicht willens oder fähig, sich entsprechend dem allgegenwärtige Diätwissen zu verhalten, und mithin als Bürde einer Gesellschaft selbstregierter Subjekte. So wirkmächtig dieses Konzept von Fatness in der Gegenwart ist, so jung ist es historisch gesehen. Im Seminar werfen wir einen kritischen Blick auf gegenwärtige Verhandlungen von Körperfett, indem wir sie historisieren. Wir untersuchen, auf welche Weise fatness genealogisch mit Gesundheit oder Krankheit, mit der Fähigkeit oder Unfähigkeit zur Selbstführung, mit Weiblichkeit und Otherness, Produktivität oder Faulheit verbunden wurde; wo und wie es sichtbar oder zum Problem gemacht wurde oder auch nicht; und auch, wo sich diesbezüglich Widersprüche, Ambivalenzen und Möglichkeiten zur Resignifikation zeigten und zeigen. Stationen unserer Beschäftigung mit dem Nexus von Körperfett und Ability sind u. a. US-Amerikanische Fat Men’s Clubs, die Erfindung der Kalorie, die Diagnose einer „obesity epidemic“ sowie Fat Activism und Body Positivity.
- Trainer/in: Nina Mackert