Wenn wir von dem Ideal der mündigen Bürger:innen sprechen, das wir als übergeordnetes
Ziel des GR(W)-Unterrichts kennen, dann muss sich ein großer Teil dessen, was diese
„Mündigkeit“ bestimmt, gegenwärtig (und künftig) auf „den digitalen Raum“ beziehen. Mit
weitreichenden Konsequenzen für die politisch-moralische Urteilsbildung und die Partizi-
pation.

Problematisch erscheint, dass das, was wir auf Deutsch etwas dröge als „Medienbildung“
bezeichnen, zwar nach der jüngsten Überarbeitung der sächsischen Lehrpläne in allen Fä-
chern auftaucht, aber als spezifische Bedingung des Politikunterrichts nicht fachdidaktisch
reflektiert wird. Eine Anpassung der Kompetenzen im Sinne digitaler Kompetenzen ist bis-
lang im Lehrplan kaum erkennbar.

Im Seminar reflektieren wir ausgehend von einem konstruktivistischen, lerntheoretischen
Ansatz welche Kompetenzen mündige Bürger:innen in einer digitalen Welt benötigen und
was das für den Politikunterricht und die fachdidaktischen Prinzipien heißt. Wir setzen
fachwissenschaftlich verschiedene Schwerpunkte, um ein kritisches Problembewusstsein
stärker zu fördern, etwa zur digitalen Einflussnahme auf politische Prozesse, zu den Ver-
änderungen politischer Kommunikation in der digitalen Welt, zur digitalen politischen Parti-
zipation usw. Wir setzen uns mit der Frage auseinander, wie wir den Anforderungen einer
digitalen Lebenswelt im Politikunterricht gerecht werden und entwickeln Ideen für die Un-
terrichtspraxis.

Semester: WiSe 2021/22