Die Unterscheidung sichtbar/unsichtbar spielte in der Soziologie als grundlegende Analysekategorie bislang keine herausragende Rolle. In den letzten Jahren hat jedoch das Interesse an diesen Konzepten deutlich zugenommen. Einig sind sich die meisten Arbeiten darin, dass Sichtbarkeit eine eminent soziale Bedeutung aufweist; ob und wie sehr Dinge oder Personen sichtbar sind, ist oft (mit)entscheidend für ihre symbolische Bedeutung. Sichtbarkeit hat damit einerseits eine ganz materiale Dimension (ist etwas tatsächlich sichtbar, also sinnlich erfahrbar?), wird oftmals aber auch als Wahrnehmbarkeit bzw. soziale Sichtbarkeit diskutiert. Dies rückt Fragen von Anerkennung stärker in den Fokus, zugleich aber auch Bemühungen von Subjekten, sich selbst in den Fokus der Wahrnehmung zu rücken und dabei immer auch zu gestalten. Als spezifische Teildisziplin hat sich zuletzt die Visual Sociology etabliert, die insbesondere Fragen von Bildlichkeit und Visualität diskutiert. Im Seminar werden wir erstens diese Konzepte und daran anschließende Theorien genauer rekonstruieren und zweitens einer Reihe relevanter Phänomene und Beispiele (Visualisierungen, Karten, digitale Bilder und ihre Herstellung etc.) genauer nachgehen. 


Semester: SoSe 2022