Der Essay ist eine Gattung des und: er denkt und erlebt, analysiert und fühlt, wütet und bleibt distanziert, ist subjektiv und objektiv, springt und baut doch einen Zusammenhang, hat Fußnoten oder keine, folgt Launen (nur welchen) und entwickelt Argumentationsstrukturen. Meist hat er ein Ich. Doch wer spricht? Welche Funktion(en) erfüllt diese Stimme? Das Seminar untersucht anhand von Beispielen (Essaytheorie, Praxis des Essays) und anhand der von Ihnen vorgelegten Texte, wie die Aspekte eines kulturellen Gegenstandes oder Themas durch Erfahrung, Recherche, Denk- und verschiedenste Lektürevorgänge erschlossen und in einem (formbewussten) Sprechakt weitergegeben werden. Wir lesen Essays des 20. Jahrhunderts zum Thema Essay (von T.W. Adorno zu Brian Dillon) und wollen uns besonders mit der essayistischen Darstellung von Abschieds- und Trauerprozessen beschäftigen.