Gedichte sagen, was sie sagen, nur in der (einen) Sprache, die sie sind. Werden sie übersetzt, zwingen sie ihre/n Übersetzer*in, sich auf diesen poetischen „Kern“ zu konzentrieren. Er muss in der Eigensprache des Übertragenden neu erfunden werden. Aus der Erfahrung, die gern in dem Spruch zusammengefasst wird „Dichtung kann man nicht übersetzen“, ergibt sich im Rückschluss: Was Dichtung ist, lernt man am besten, indem man Gedichte überträgt. Das Seminar setzt sich aus Schreibaufgaben und Werkstattgesprächen zusammen. Wir wollen aus dem Mittelhochdeutschen, Englischen, Französischen, aber auch aus (mir) unbekannten Sprachen übersetzen; verschiedene Übersetzungsstrategien sollen zur Anwendung kommen (z.B. homophones Übersetzen, freies Nachdichten). Zudem wollen wir untersuchen, wie Sie selbst im Schreiben übersetzen. Welche Strategien der Sprachentwicklung nutzen Sie? Kann Selbstübersetzung bei der Überarbeitung von Gedichten helfen?

Semester: WT 2020/21