Eine Notiz ist eine Nahaufnahme des Augenblicks, ein Werkzeug der Erinnerung. Nicht zuletzt deshalb kommt ihr beim autofiktionalen Schreiben eine besondere Bedeutung zu – ob als Tagebucheintrag oder Gedankensplitter. Die Notiz hilft, weiße Flecken der eigenen Biografie zu füllen: „Wohnungsbesichtigung in Charlottenburg. Der Versuch, mein Leben nicht in einer dunklen 1-Zimmer-Hinterhofwohnung ausklingen zu lassen, erweist sich als schwierig“ (Wolfgang Herrndorf). Und die Notiz kann Assoziations-räume schaffen: „Die Menschen beeilen sich Tag für Tag zu bedeutungslosen Jobs, man sieht sie im Morgengrauen in den U-Bahnen husten.“ (Jack Kerouac). In diesem Seminar wollen wir die vielfältigen Möglichkeiten der Notiz beim „Erfinden“ der eigenen Geschichte ausloten.

Semester: ST 2021