Der Kanon: die Freude einer Liste, das Elend der Auswahl?
Immer zu umfassend und zu kurz – ein Unfall, eine Unmöglichkeit. Der Schwerpunkt des zweisemestrigen Seminars liegt auf einer eingehenden Lektüre literarischer Texte der sogenannten „Weltliteratur“ aus verschiedensten Gattungen (religiös, lyrisch, dramatisch, erzählend). Zur Diskussion stehen Ihre Themen und Ästhetiken, ihre Sprachlichkeit (gegebenenfalls deren Übersetzung), ihre Historizität, ihre modellbildende Kraft. Unseren „Kanon“ machen wir selbst. Nicht weiß, nicht männlich, nicht eurozentristisch? Jeder Kanon spiegelt Gesellschaft und Zeit, drückt Machtverhältnisse aus. Gemeinsam denken wir über Mechanismen seiner Bildung sowie über die Kanonisierung spezifischer ästhetischer Formen („das Sonett“, „der Roman“ u.a.) nach.

Semester: WiSe 2022/23