Unter „Kritische Geographie“ wird ein Bündel von geographischen Perspektiven verstanden, die Raum, räumliche Verhältnisse und räumliche Beziehungen konsequent als Ausdruck wie auch als Mittel ge­sellschaftlicher Verhältnisse verstehen. Raum „ist“ nicht, Raum wird gemacht – er ist Ausdruck von Macht und er ist Machtmittel; daher sind Raumproduktionen und Raumaneignungen in Politik, Ökono­mie und Alltag stets umkämpft. Aber was heißt das genau und was sind Ziele kritisch-geographischen Den­kens (und Handelns)? Was sind die möglichen Gewinne einer solchen Perspektive und wo liegen Gren­zen? Sozialräumliche Ungleichheiten verstehen und die ihnen zu Grunde liegenden Mechanismen und Machtverhältnisse aufzuzeigen, ist ein wichtiges Anliegen kritisch-geographischer Analyse, aber sie be­schränkt sich nicht darauf. Daher werde ich zu Beginn des Semesters einige Beispiele vorschlagen, bin aber offen für Ihre Vorschläge. Kritische Geographie heißt auch: gemeinsam Wissen zu produzieren (Belina 2008: 346) und das soll im Seminar geschehen. Wir werden zum Einstieg und seminarbeglei­tend einige Texte lesen und diskutieren, um eine gemeinsame Grundlage zu schaffen. Darauf aufbauend werden wir uns Beispielen zuwenden, anhand derer wir die Möglichkeiten einer kritisch-geographischen Analyse ausloten.

Ziel des Seminars ist es, Ihre fachlichen Kenntnisse in Spezialgebieten der Wirtschafts- und Sozialgeo­graphie und Ihre regional-geographische Fachkompetenzen anhand von Beispielen aus Leipzig und der mitteldeutschen Region zu vertiefen. Die Beispiele haben urbanen Bezug, können aber je nach Inte­resse der Studierenden um rurale Beispiele erweitert werden. Begehungen vor Ort sind möglich.

Die Prüfungsleistung besteht aus semesterbegleitenden Übungsaufgaben entsprechend § 11 der PO. Vorgesehen sind eine Kurz-Einführung zu einem ausgewählten Text aus dem gemeinsamen Reader, eine Rechercheaufgabe sowie die Anwendung einer kritisch-geographischen Perspektive auf ein loka­les bzw. regionales Beispiel (Abgabeform wahlweise als Podcast oder als Anleitung eines gemeinsamen Spaziergangs). Je nach Zahl der Teilnehmer:innen wird in Kleingruppen gearbeitet.

Das Seminar umfasst 100 Arbeitsstunden, davon 30 Stunden Präsenzzeit und 70 Stunden Selbststu­dium.

Die Prüfungsleistung kann im Modul 12-GGR-M-AG16 Spezialgebiete der Wirt­schafts- und Sozialgeographie angerechnet werden.

Semester: SoSe 2024