Im Vergleich zur "beschleunigten" Moderne erschien der mittelalterliche Mensch lange Zeit wenig mobil und eher statisch. Im Zuge der kulturhistorischen Wende wandelt sich dieses Bild zunehmend. Neben kriegerischer Mobilität wie den Kreuzzügen wird immer mehr herausgearbeitet, wie verbreitet das Reisen im Spätmittelalter gesamtgesellschaftlich war. Neben Gesandtschaft- oder Handelsreisen rücken dabei auch "private" Modi des Reisens, etwa in Form von Pilger- oder Bildungsreisen in den Fokus der Forschung.

Im Seminar wird eine quellenorientierte Auswahl getroffen, um in verschiedene Dimensionen spätmittelalterlicher Mobilität einzuführen. Die Studierenden werden unter verschiedenen Blickwinkeln direkt mit der Überlieferung arbeiten. Dabei stehen u.a. Fragen von Selbst- und Fremdbild ebenso im Mittelpunkt wie Aspekte der Raumwahrnehmung und nicht zuletzt die sozialen Begleiterscheinungen des Reisens. Eine starke intrinsische Motivation und die Bereitschaft zur intensiven Lektüre sind daher für den Antritt dieser textbasierten reise ins Spätmittelalter unerlässlich.

Semester: WiSe 2016/17