
Auch wenn die alte Prozessmaxime (‘Was nicht in den Akten steht, ist nicht in der Welt’) in den Geschichtswissenschaften nicht gilt – Akten sind eine der wichtigsten Quellengattungen der frühen Neuzeit. Historikerinnen und Historikern müssen sie nicht nur lesen, sondern ihnen auch versteckte Informationen entlocken können: Wie haben die Behörden des Ancien Régime gearbeitet, und wer hat administrative Entscheidungen tatsächlich getroffen? Anhand von Originalquellen aus sächsischen Archiven wird das Seminar eine grundwissenschaftliche Einführung in aktenkundliche Methoden und die Typologie des Aktenschriftguts geben. Dabei haben die Teilnehmer die Gelegenheit, ihre – idealerweise schon vorhandenen – paläographischen Kenntnisse zu vertiefen und Routine im Transkribieren handschriftlicher Dokumente des 16. bis 19. Jahrhunderts zu gewinnen. Das Übungsmaterial wird online bereitgestellt. Einzelne Sitzungen können nach Vereinbarung digital stattfinden.
14-täglich 4 SWS: Mo, 11:15 - 14:45 Uhr, Seminarraum S304 S 3.105 (Seminargebäude), ab 14.10.2024
- Trainer/in: Sembdner Alexander
- Trainer/in: Wiegand Peter
Die Oberlausitz, gelegen zwischen der Pulsnitz im Westen und dem Queis im Osten, dominiert von den Zentralorten Bautzen und Görlitz, umfasst als historische Landschaft sowohl das östliche Sachsen wie auch Teile Polens (Woiwodschaft Niederschlesien). Als Geschichtslandschaft befand sie sich, wie auch die Niederlausitz, seit jeher in einer ambivalenten Position, abhängig von Perspektive und Interesse der Historiker:innen. Umgeben von mächtigen Nachbarn (Böhmen, Brandenburg, Sachsen, Polen) besaß sie politisch jahrhundertelang den Status eines Nebenlandes. Dementsprechend gestaltete sich der Blick auf die Oberlausitz, die man allenfalls als Peripherie, als Zwischen- oder Grenzland wahrnahm oder – aufgrund der noch bis ins 19. Jahrhundert dominierenden sorbischen Sprache insbesondere im Bautzener Land – als slawischer Brückenkopf oder slawische Insel. Neuere Forschungen betonen hingegen den Charakter der Lausitzen als Kontakt-, Integrations- und Migrationsraum, in welchem sich Mittel- und Ostmitteleuropa überlappten.
Das thematisch strukturierte Seminar widmet sich anhand des Beispiels der Oberlausitz der Frage, auf welche Art und Weise man eine historische Landschaft erfassen kann. Welche Fragestellungen, welche Quellen, welche Methoden helfen bei der Beschreibung und Erklärung kirchlicher, politischer, rechtlicher oder kultureller Strukturen in einem bestimmten Raum zu einer bestimmten Zeit? Welche Einflüsse besaßen etwa die seit dem 7. Jahrhundert einsetzende slawische Besiedlung und die seit dem 13. Jahrhundert auch die Oberlausitz erfassende (deutsche) Ostsiedlung auf die Ausbildung eines spezifischen Natur- und Kulturraums? Wie gestaltete sich die Einrichtung und Etablierung administrativer und kirchlicher Strukturen in einem erst noch zu missionierenden Raum, der zudem keine ausgeprägte Klosterlandschaft ausbildete? Wie erklärt sich der Umstand, dass die politisch vom 1346 geschlossenen Sechsstädtebund der Städte Bautzen, Görlitz, Kamenz, Löbau, Lauban und Zittau geprägte Oberlausitz zugleich eine vielfältige Adelslandschaft aufwies? Vor diesem Hintergrund will das Seminar propädeutische und heuristische Fähigkeiten wie die Recherche und Benutzung von Literatur und Quellen vermitteln. Anhand gedruckter Überlieferung werden die angesprochenen Themenfelder erarbeitet und so der praxisorientierte wie quellenkritische Umgang mit historischem Material geübt. Deshalb sollten die Seminarteilnehmer die Bereitschaft mitbringen, sich auf Latein und Frühneuhochdeutsch als den dominanten Quellensprachen der Zeit einzulassen.
Literatur: Geschichte der Oberlausitz. Herrschaft, Gesellschaft und Kultur vom Mittelalter bis zum Ende des 20. Jh., hg. v. Joachim BAHLCKE, Leipzig 2001; Winfried MÜLLER u.a., Oberlausitz (Kulturlandschaften Sachsens 4), Leipzig 2011; Die Nieder- und Oberlausitz – Konturen einer Integrationslandschaft. Bd. 1: Mittelalter, hg. v. Heinz-Dieter HEIMANN/Klaus NEITMANN/Uwe TRESP (Studien zur brandenburgischen und vergleichenden Landesgeschichte 11), Berlin 2013.
- Trainer DS: Sembdner Alexander
Moodle-Kurs zur Begleitung des Tutoriums (Leitung Angie-Sophia Richter, WHK am Lehrstuhl für Sächsische Landesgeschichte) für die Teilnehmer des Basismoduls II und des Bachelor-Schwerpunktseminars im Bereich Landesgeschichte.
- Trainer/in: Richter Angie-Sophia
- Trainer/in: Richter Angie-Sophia
Die Übung im Rahmen des Basismoduls II bietet einen Überblick über die Grundwissenschaften, die für die historische Arbeitsweise unverzichtbar sind. Eine vertiefte Behandlung werden dabei besonders Chronologie, Diplomatik und Paläographie erfahren. Die einzelnen Gebiete sollen in einem epochenübergreifenden Zugang vorgestellt und praktische Fähigkeiten anhand konkreter Beispiele geübt werden.
Literatur:
Brandt, Ahasver v.: Werkzeug des Historikers, 18. Aufl., Stuttgart 2012. Boshof, Egon/Düwell, Kurt/Kloft, Hans: Grundlagen des Studiums der Geschichte, 5. Aufl., Köln u. a. 1997. Beck, Friedrich/Henning, Eckart (Hg.): Die archivalischen Quellen. Mit einer Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften, 5. Aufl., Köln u. a. 2012. Goetz, Hans-Werner: Proseminar Geschichte: Mittelalter, 4. Aufl., Stuttgart 2014. Kümper, Hiram: Materialwissenschaft Mediävistik. Eine Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften, Stuttgart 2014. Ein Reader mit verpflichtender Literatur und Arbeitsblättern wird zu Beginn der Veranstaltung zur Verfügung gestellt.