„There was no such thing as the Scientific Revolution, and this is a book about it”, leitete Steven Shapin auf provokative und auf den ersten Blick paradoxe Weise sein Buch über die Ursprünge des modernen wissenschaftlichen Weltbildes ein. Fragen dazu, was eine Revolution ausmacht und ob auch im Bezug der Wissenschaft von einer solchen gesprochen werden kann, stehen im Zentrum dieses Seminars. Um diese Fragen eingehend diskutieren und möglicherweise eine Antwort finden zu können, werden die wissenschaftlichen Entwicklungen der Frühen Neuzeit exemplarisch in der Textlektüre und im Gespräch behandelt. Ergänzend sind Besuche im Naturkundemuseum, im Planetarium (diese jeweils im Rahmen einer Blockveranstaltung) und in der Bibliothek geplant, um der praktischen Dimension des Themas ebenso Rechnung zu tragen.

Semester: WT 2022/23

Kommentar: Die Übung vermittelt grundlegende Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens im Fach Geschichte. Zunächst werden Techniken der Wissensbeschaffung und -verarbeitung (Literaturrecherche, Zitieren, Exzerpieren, wissenschaftliches Schreiben) sowie die Arbeit mit historischen Quellen geübt. Aus aktuellem Anlass liegt ein Ziel darin, die Recherche von und den kritischen Umgang mit digitalen Ressourcen zu schulen. Dabei werfen wir einen Blick auf die einschlägigen Fachinformationsportale, open access-Projekte und digitale Quelleneditionen der deutsch- und englischsprachigen Geschichtsforschung. Daneben bietet die Übung einen Einblick in die Grundstrukturen und zentralen Forschungsdebatten des Fachs. Bibliographien und eine umfangreiche Linksammlung werden in der ersten Sitzung bereitgestellt.

Literatur: Budde, Gunilla; Freist, Dagmar; Günther-Arndt, Hilke (Hrsg.), Geschichte. Studium – Wissenschaft – Beruf, Berlin 2008; Eckert, Georg; Beigel, Thorsten, Historisch Arbeiten. Handreichung zum Geschichtsstudium, Göttingen 2019; Goertz, Hans-Jürgen (Hrsg.), Geschichte. Ein Grundkurs, Reinbek bei Hamburg 52007; Jordan, Stefan, Theorien und Methoden der Geschichtswissenschaft, Paderborn 2009.

Semester: WT 2022/23

Die Französische Revolution markiert einen der großen Wendepunkte der Geschichte und gilt bis heute als Modell für das Konzept der politischen Revolution überhaupt. Sie steht für das (vorläufige) Ende der Monarchie in Frankreich und den Umsturz einer auf Ungleichheit fußenden Gesellschaftsformation, in denen einige Wenige qua Geburt und Privilegien über Andere geherrscht hatten und die gleichwohl das Zusammenleben viele Jahrhunderte lang alternativlos bestimmt hatte. Im Seminar erschließen wir uns systematisch den Verlauf der Revolution, beginnend mit dem sogenannten Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 und endend bei der republikanischen Verfassung des Directoire vom 22. August 1795.

Semester: WT 2022/23

Die Übung vermittelt einen Überblick über zentrale Ereignisse, wesentliche Entwicklungstendenzen und grundlegende Begriffe der europäischen Geschichte der Neuzeit im globalen Kontext.

Semester: WT 2022/23

Aus reformprotestantischen Strömungen entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts eine neue Frömmigkeitsbewegung, die bald mit dem (ursprünglich diffamierenden) Begriff des Pietismus bezeichnet wurde. Neben Zentren wie den Glauchaschen Anstalten (heute Franckesche Stiftungen) in Halle oder der Herrnhuter Brüdergemeine gab es eine Vielzahl weiterer Gruppierungen. Einige davon radikalisierten sich in Abkehr von den etablierten Kirchen und boten damit ein Experimentierfeld für alternative Lebensformen. Gemeinsam war den verschiedenen Strömungen eine intensivierte Religiosität, die sich neuer Frömmigkeitspraktiken bediente und dafür auch Anleihen bei der vorreformatorischen Kirche, dem Katholizismus und dem orthodoxen Christentum machte. Jede:r Einzelne war aufgefordert, das eigene Leben an der Nachfolge Christi auszurichten. Daraus folgte in den meisten Fällen jedoch kein Rückzug aus der Welt (obwohl auch dieser von einigen Pietist:innen praktiziert wurde), sondern ein Tätigwerden für die Sache des ‚wahren‘ Christentums. Daraus resultierte sowohl ein pädagogisches als auch ein missionarisches Sendungsbewusstsein, und letzteres führte zu mehreren Initiativen protestantischer Mission in nahezu allen Weltregionen. Das Seminar thematisiert den Pietismus nicht in erster Linie aus theologiegeschichtlicher Perspektive, sondern verfolgt einen sozial- und kulturgeschichtlichen Ansatz, der unter anderem geschlechter- und globalgeschichtliche Fragen aufgreift. Eine Teilnahme an der parallel angebotenen Exkursion nach Halle und Herrnhut wird sehr empfohlen. 

Literatur: Martin Breul (Hg.), Pietismus Handbuch, Tübingen 2021, https://doi.org/10.1628/978-3-16-159652-0 (zugänglich über Campusnetz/VPN); Martin Brecht, Ulrich Gäbler, Hartmut Lehmann (Hg.), Geschichte des Pietismus, 4 Bde., Göttingen 1992-2004; Douglas Shantz (Hg.), A Companion to German Pietism, 1660-1800, Leiden 2015.

Semester: WT 2022/23

Das 18. Jahrhundert gilt noch immer als Aufklärungsjahrhundert, die Aufklärung selbst als Beginn der Moderne. Sich selbst steckte die Aufklärung das Ziel einer auf Bildung und Vernunft beruhenden Verbesserung jedes:r Einzelnen, aus dem sich gesamtgesellschaftliche Verbesserung ergeben sollte. Viele Errungenschaften werden der Aufklärung nach wie vor zugeschrieben. Andererseits ist die Aufklärung längst ins Gerede gekommen, als Ursprung und Wurzel von Entwicklungen, die in zentrale Probleme und Konflikte der Gegenwart münden. Lässt sich also der affirmative Bezug auf die Aufklärung angesichts ihrer Schattenseiten überhaupt noch aufrechterhalten? Die Aufklärungsforschung treibt darüber hinaus das Problem um, dass sie gar nicht so genau bestimmen kann, was die Aufklärung war bzw. wer zu den Aufklärern überhaupt gehörte. Dieses Problem teilten bereits die Zeitgenossen: Was Aufklärung sei, gehörte selbst zu den großen Fragen der Aufklärung. Schon in den 1980er Jahren wurde der Vorschlag gemacht, Aufklärung als Kommunikationsprozess zu verstehen, womit vor allem ihre Diskursivität hervorgehoben wird. Jüngere Forschungen schließen daran an und schlagen vor, Aufklärung in erster Linie als ein Bündel von Handlungsweisen und -mustern zu verstehen. Die Vorlesung nimmt sich eine kritische Auseinandersetzung mit der Aufklärung vor und betrachtet dafür das 18. Jahrhundert als eine Zeit, die keineswegs so eindeutig war, wie es der oft verwendete Begriff des Aufklärungsjahrhunderts vermuten lässt.

Literatur: Anette Meyer, Die Epoche der Aufklärung, 2. Auflage, Berlin 2018, https://doi.org/10.1515/9783110461336; Steffen Martus, Aufklärung. Das deutsche 18. Jahrhundert – ein Epochenbild, Berlin 2015; Wolfgang Schmale, Das 18. Jahrhundert, Wien u.a. 2012.


Semester: WT 2022/23

Der in der Oberlausitz gelungene Ort Herrnhut feiert 2022 sein 300jähriges Bestehen: 1722 gewährte hier Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf einigen protestantischen Glaubensflüchtlingen aus dem nahen Böhmen Zuflucht. In der Ansiedlung setzte Zinzendorf seine vom Pietismus geprägten Ideen um. Daraus entwickelte sich die Herrnhuter Brüdergemeine, die innerhalb weniger Jahrzehnte zu einem globalen Akteur mit Gemeindegründungen in zahlreichen Weltregionen wurde. Die Brüdergemeine trat damit in Konkurrenz zu einem pietistischen Reformwerk, das bereits 1691 vor den Toren Halles gegründet worden war: den Glauchaschen Anstalten (heute Franckesche Stiftungen). In Halle, seit 1680 zum Kurfürstentum Brandenburg gehörend und seit 1694 Standort einer neugegründeten Universität, war unter August Hermann Francke und seinen Nachfolger eine pietistische „Schulstadt“ mit zahlreichen zugehörigen Institutionen und Betrieben entstanden, die bereits seit 1706 in der globalen Mission aktiv war. Sowohl in Herrnhut als auch in Halle hat sich das ursprüngliche bauliche Ensemble erhalten, außerdem verfügen beide Standorte über umfangreiche Sammlungen, die vor Ort besichtigt werden können.

Die Exkursion findet in Form von zwei Tagesexkursionen statt: einer Fahrt nach Herrnhut (Busfahrt) mit Besuch der Jubiläumsausstellung im Völkerkundemuseum und einer Fahrt nach Halle (Semesterticket/ÖPNV) mit Besuch der Franckeschen Stiftungen einschließlich der Kunst- und Wunderkammer. Ein Unkostenbeitrag zur anteiligen Deckung der Fahrt- und Eintrittskosten wird erhoben und kann bei Nichtteilnahme nicht zurückerstattet werden. Die Teilnahme an nur einer Tagesexkursion ist nach Absprache möglich.


Semester: WT 2022/23

Im Kolloquium werden aktuelle Forschungsvorhaben und laufende Abschlussarbeiten zur Geschichte der Frühen Neuzeit vorgestellt und neue Forschungsansätze diskutiert. Es richtet sich an Studierende aller Fachsemester mit einem vertieften Interesse an der Epoche sowie an Promovierende und PostDocs. Studierende, die eine Abschlussarbeit in der Geschichte der Frühen Neuzeit schreiben möchten, werden gebeten, sich frühzeitig zur Themen- und Terminabsprache zu melden, da das Thema der Abschlussarbeit verpflichtend in einer Sitzung des Kolloquiums zu präsentieren ist. 


Semester: WT 2022/23