Das Seminar thematisiert verschiedene Aspekte der Sozialgeschichte des 19. Jahrhunderts wie Industrialisierung, Bildung, Seuchen, Armut und Umwelt.

Semester: WT 2022/23

Als Zeitalter der Revolution – Age of Revolution – hat Eric Hobsbawm die Jahrzehnte des ausgehenden 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts bezeichnet. Die Deklarierung der Menschenrechte in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung 1776 und in der französischen Revolution 1789 strahlte zeitlich und räumlich aus – Prinzipien für den Weg in die Moderne. Das Zeitalter der Revolution ist  jedoch keine ungebrochene „Fortschritts“-Erzählung. Revolution, Reaktion und Restauration wechselten sich ab, Reform im Politischen, in Gesellschaft und Wirtschaft war eine Folge in diesem Wechselspiel. Die Vorlesung führt in diese Epoche ein, beschreibt die politischen und gesellschaftlichen Prozesse und deren Wechselwirkungen.

Semester: WT 2022/23

Kursart: Seminar (2 SWS)

Kursleiter: Dr. Lyubomir Pozharliev

Zeit: Mo. 11.15-12.45 Uhr
Ort: GWZ H4 2.16
Beginn: 10.10.2022

Die gegenwärtige Welt ist unvorstellbar ohne die Autos auf die Straßen, Autobahnen, Parkplätzen, Garagen etc. In den Wörtern von John Urry (et al., 2006): „Automobilität ist einer der prinzipiellen soziotechnischen Institutionen, durch welchen die Moderne organisiert ist“. Die Automobilität ist auch ideologisch konstruiert und verkörpert Wahrnehmung und Modelle für „Freiheit, Privatbereich, Bewegung, Progress und Unabhängigkeit“. Sie ist auch noch viel mehr. Die Automobilität ist unvorstellbar ohne die Verknüpfung zwischen dem Fahrer und der Maschine, die im Auto stattfindet, ohne die Fachsprache der Straßenschilder, ohne die mehrere Schichten von Asphalt, ohne die gesetzlichen Regelungen, ohne die Autounfälle und so weiter. In Kurzem wird die Automobilität in diesem Seminar als System betrachtet und genauer gesagt als Großtechnisches System (Large Technological System). Der Schwerpunkt dieser theoretischen Übung fällt auf der Bedeutung und Nutzung von Personenkraftwagen in den kommunistischen Gesellschaften im 20. Jh. Es umfasst zwei Problembereiche. In dem ersten Teil werden die Begriffe für Großtechnisches System (Large Technical System – LTS), Mobilität und Automobilität und Verkehrsinfrastruktur eingeführt. Der zweite Problembereich beschäftigt sich mit dem Anstoß zwischen der kommunistischen Ideologie und der Verwirklichung des kommunistischen Projekts durch die Autoindustrie und den zugehörigen Großbauprojekten (Autobahn-, Tankstellen-, Versorgungsnetzwerk u.a.). Im konkreten Bespielen von Ländern wie die ehemalige Sowjetunion, DDR, Jugoslawien, Bulgarien, Rumänien werden die stets wachsenden Paradoxe zwischen den kommunistischen automobilen Alltag und den entwickelten Machtstrategien der Parteioberschicht. Was war die Rolle der Technologie und technologische Artefakten in den kommunistischen Gesellschaften und in dem Kalten Krieg gespielt; ihre ideologische Funktionen, die Gleichheit propagiert haben und den Aufbau der Identität des „neuen sozialistischen Menschen“ (Homo Sovieticus); ihre Bedeutung für die nationale Homogenisierung, für die Absonderung von Zentrum und Peripherie.

Semester: WT 2022/23

Beschreibung: Im Seminar befassen wir uns mit ausgewählten Konzepten zu planorientierten Wirtschaftsordnungen in der Zeit zwischen 1914 und 1933. Untersucht werden hierbei sowohl Formen kapitalistischer Wirtschaftsplanung als auch sozialdemokratische und sozialistische Planungsmodelle. Die Rolle des Staates und die von Selbstverwaltungsstrukturen werden ebenso tangiert wie verschiedene Vorstellungen von Besitz. Wir werden uns zunächst mit den grundlegenden theoretischen Begrifflichkeiten und ihrer historischen Bedeutung (Wirtschaft, Plan, Markt, Eigentum, Arbeit) auseinandersetzen, um dann auf konkrete wirtschaftspolitische Konzepte der Planung einzugehen. Die Spannbreite der untersuchten Beispiele umfasst u.a. die Kriegswirtschaft im Ersten Weltkrieg (Rathenau), sozialdemokratische Planungsideen (Naphtali, Hilferding), sozialistische Sozialisierungsmodelle (Korsch, Laufenberg), rätedemokratische Konzepte sowie sowjetische Planungsmodelle der 20er/30er Jahre.
Die Teilnahme setzt die Bereitschaft voraus, sich intensiv mit historischen Dokumenten und begleitender Sekundärliteratur auseinanderzusetzen. Das Seminar wird ebenfalls Einheiten zum wissenschaftlichen Schreiben beinhalten.

Literatur (Auswahl):
- Zunkel, Friedrich: Industrie und Staatssozialismus. Der Kampf um die Wirtschaftsordnung in Deutschland 1914-1918, Düsseldorf 1974.
- Könke, Günter: Organisierter Kapitalismus, Sozialdemokratie und Staat. Eine Studie zur Ideologie der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik (1924-1932), Wiesbaden 1987.
- Weipert, Axel (Hg.): Demokratisierung von Wirtschaft und Staat. Studien zum Verhältnis von Ökonomie, Staat und Demokratie vom 19. Jahrhundert bis heute, Berlin 2014.
- Hildermeier, Manfred: Geschichte der Sowjetunion 1917-1991. Entstehung und Niedergang des ersten sozialistischen Staates, München 1998.


Semester: WT 2022/23

Beschreibung: Im Seminar erarbeiten wir uns einen Überblick über die Beziehungen zwischen der deutschen und der russischen Linken seit Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende der Weimarer Republik. Wie wurden die politischen Schriften marxistischer Denker:innen in den jeweiligen Ländern aufgenommen und rezipiert? Wie gestaltete sich der Praxistransfer zwischen den Akteuren? Wie beeinflussten dabei die unterschiedlichen Erfahrungshorizonte die Zusammenarbeit? Dafür betrachten wir die Rezeption der Schriften von Karl Marx, Friedrich Engels und anderer marxistischer Akteure, und befassen uns mit den entstehenden internationalen Netzwerken über die sich der Austausch intensivierte. Ebenso steht die wechselseitige Wahrnehmung der politischen Ereignisse in den jeweiligen Ländern im Fokus, insbesondere die russischen Revolutionen ab 1905 sowie der Erste Weltkrieg. Schließlich wenden wir uns den Beziehungen unter veränderten Kontextbedingungen nach der Oktoberrevolution 1917 zu: Die politische Theorie und Praxis des deutschen Kommunismus – in erster Linie in Gestalt der 1918/19 gegründeten KPD – war fortan eng an Sowjetrussland sowie an die Prinzipien der neu geschaffenen Kommunistischen Internationalen gebunden.
Im Seminar wollen wir diese Entwicklungen anhand von Forschungsliteratur und ausgewählten Quellen nachvollziehen. Die Teilnahme setzt daher die Bereitschaft voraus, sich intensiv mit historischen Dokumenten sowie begleitender Sekundärliteratur auseinanderzusetzen. Das Seminar wird ebenfalls Einheiten zum wissenschaftlichen Schreiben beinhalten.

Literatur (Auswahl):
- David-Fox, Michael / Holquist, Peter / Martin, Alexander M. (Hg.): Fascination and enmity. Russia and Germany as entangled histories 1914-1945, Pittsburgh 2012.
- Fetscher, Iring: Von Marx zur Sowjetideologie, Frankfurt am Main / Berlin / München 1971.
- Studer, Brigitte: Reisende der Weltrevolution. Eine Globalgeschichte der Kommunistischen Internationale, Berlin 2020.
- Weber, Hermann: Die Wandlung des deutschen Kommunismus. Die Stalinisierung der KPD in der Weimarer Republik, Frankfurt am Main 1969.


Semester: WT 2022/23