
Das Seminar thematisiert verschiedene Aspekte der Sozialgeschichte des 19. Jahrhunderts wie Industrialisierung, Bildung, Seuchen, Armut und Umwelt.
- Trainer/in: Udo Grashoff
Als
Zeitalter der Revolution – Age of Revolution – hat Eric Hobsbawm die Jahrzehnte
des ausgehenden 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts bezeichnet. Die
Deklarierung der Menschenrechte in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung
1776 und in der französischen Revolution 1789 strahlte zeitlich und räumlich
aus – Prinzipien für den Weg in die Moderne. Das Zeitalter der Revolution
ist jedoch keine ungebrochene
„Fortschritts“-Erzählung. Revolution, Reaktion und Restauration wechselten sich
ab, Reform im Politischen, in Gesellschaft und Wirtschaft war eine Folge in
diesem Wechselspiel. Die Vorlesung führt in diese Epoche ein, beschreibt die
politischen und gesellschaftlichen Prozesse und deren Wechselwirkungen.
- Trainer DS: Detlev Brunner

Kursart: Seminar (2 SWS)
Kursleiter: Dr. Lyubomir Pozharliev
Zeit: Mo. 11.15-12.45 Uhr
Ort: GWZ H4 2.16
Beginn: 10.10.2022
Die gegenwärtige Welt ist unvorstellbar ohne die Autos auf die Straßen, Autobahnen, Parkplätzen, Garagen etc. In den Wörtern von John Urry (et al., 2006): „Automobilität ist einer der prinzipiellen soziotechnischen Institutionen, durch welchen die Moderne organisiert ist“. Die Automobilität ist auch ideologisch konstruiert und verkörpert Wahrnehmung und Modelle für „Freiheit, Privatbereich, Bewegung, Progress und Unabhängigkeit“. Sie ist auch noch viel mehr. Die Automobilität ist unvorstellbar ohne die Verknüpfung zwischen dem Fahrer und der Maschine, die im Auto stattfindet, ohne die Fachsprache der Straßenschilder, ohne die mehrere Schichten von Asphalt, ohne die gesetzlichen Regelungen, ohne die Autounfälle und so weiter. In Kurzem wird die Automobilität in diesem Seminar als System betrachtet und genauer gesagt als Großtechnisches System (Large Technological System). Der Schwerpunkt dieser theoretischen Übung fällt auf der Bedeutung und Nutzung von Personenkraftwagen in den kommunistischen Gesellschaften im 20. Jh. Es umfasst zwei Problembereiche. In dem ersten Teil werden die Begriffe für Großtechnisches System (Large Technical System – LTS), Mobilität und Automobilität und Verkehrsinfrastruktur eingeführt. Der zweite Problembereich beschäftigt sich mit dem Anstoß zwischen der kommunistischen Ideologie und der Verwirklichung des kommunistischen Projekts durch die Autoindustrie und den zugehörigen Großbauprojekten (Autobahn-, Tankstellen-, Versorgungsnetzwerk u.a.). Im konkreten Bespielen von Ländern wie die ehemalige Sowjetunion, DDR, Jugoslawien, Bulgarien, Rumänien werden die stets wachsenden Paradoxe zwischen den kommunistischen automobilen Alltag und den entwickelten Machtstrategien der Parteioberschicht. Was war die Rolle der Technologie und technologische Artefakten in den kommunistischen Gesellschaften und in dem Kalten Krieg gespielt; ihre ideologische Funktionen, die Gleichheit propagiert haben und den Aufbau der Identität des „neuen sozialistischen Menschen“ (Homo Sovieticus); ihre Bedeutung für die nationale Homogenisierung, für die Absonderung von Zentrum und Peripherie.
- Trainer/in: Lyubomir Pozharliev
- Trainer/in: Doreen von Oertzen Becker
Beschreibung: Im Seminar befassen wir uns mit ausgewählten Konzepten zu
planorientierten Wirtschaftsordnungen in der Zeit zwischen 1914 und
1933. Untersucht werden hierbei sowohl Formen kapitalistischer
Wirtschaftsplanung als auch sozialdemokratische und sozialistische
Planungsmodelle. Die Rolle des Staates und die von
Selbstverwaltungsstrukturen werden ebenso tangiert wie verschiedene
Vorstellungen von Besitz. Wir werden uns zunächst mit den grundlegenden
theoretischen Begrifflichkeiten und ihrer historischen Bedeutung
(Wirtschaft, Plan, Markt, Eigentum, Arbeit) auseinandersetzen, um dann
auf konkrete wirtschaftspolitische Konzepte der Planung einzugehen. Die
Spannbreite der untersuchten Beispiele umfasst u.a. die Kriegswirtschaft
im Ersten Weltkrieg (Rathenau), sozialdemokratische Planungsideen
(Naphtali, Hilferding), sozialistische Sozialisierungsmodelle (Korsch,
Laufenberg), rätedemokratische Konzepte sowie sowjetische
Planungsmodelle der 20er/30er Jahre.
Die Teilnahme setzt die Bereitschaft voraus, sich intensiv mit
historischen Dokumenten und begleitender Sekundärliteratur
auseinanderzusetzen. Das Seminar wird ebenfalls Einheiten zum
wissenschaftlichen Schreiben beinhalten.
Literatur (Auswahl):
- Zunkel, Friedrich: Industrie und
Staatssozialismus. Der Kampf um die Wirtschaftsordnung in Deutschland
1914-1918, Düsseldorf 1974.
- Könke, Günter: Organisierter Kapitalismus, Sozialdemokratie und
Staat. Eine Studie zur Ideologie der sozialdemokratischen
Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik (1924-1932), Wiesbaden 1987.
- Weipert, Axel (Hg.): Demokratisierung von Wirtschaft und Staat.
Studien zum Verhältnis von Ökonomie, Staat und Demokratie vom 19.
Jahrhundert bis heute, Berlin 2014.
- Hildermeier, Manfred: Geschichte der Sowjetunion 1917-1991.
Entstehung und Niedergang des ersten sozialistischen Staates, München
1998.
- Trainer/in: Rhena Stürmer
Beschreibung: Im Seminar erarbeiten wir uns einen Überblick über die Beziehungen
zwischen der deutschen und der russischen Linken seit Mitte des 19.
Jahrhunderts bis zum Ende der Weimarer Republik. Wie wurden die
politischen Schriften marxistischer Denker:innen in den jeweiligen
Ländern aufgenommen und rezipiert? Wie gestaltete sich der
Praxistransfer zwischen den Akteuren? Wie beeinflussten dabei die
unterschiedlichen Erfahrungshorizonte die Zusammenarbeit? Dafür
betrachten wir die Rezeption der Schriften von Karl Marx, Friedrich
Engels und anderer marxistischer Akteure, und befassen uns mit den
entstehenden internationalen Netzwerken über die sich der Austausch
intensivierte. Ebenso steht die wechselseitige Wahrnehmung der
politischen Ereignisse in den jeweiligen Ländern im Fokus, insbesondere
die russischen Revolutionen ab 1905 sowie der Erste Weltkrieg.
Schließlich wenden wir uns den Beziehungen unter veränderten
Kontextbedingungen nach der Oktoberrevolution 1917 zu: Die politische
Theorie und Praxis des deutschen Kommunismus – in erster Linie in
Gestalt der 1918/19 gegründeten KPD – war fortan eng an Sowjetrussland
sowie an die Prinzipien der neu geschaffenen Kommunistischen
Internationalen gebunden.
Im Seminar wollen wir diese Entwicklungen anhand von
Forschungsliteratur und ausgewählten Quellen nachvollziehen. Die
Teilnahme setzt daher die Bereitschaft voraus, sich intensiv mit
historischen Dokumenten sowie begleitender Sekundärliteratur
auseinanderzusetzen. Das Seminar wird ebenfalls Einheiten zum
wissenschaftlichen Schreiben beinhalten.
Literatur (Auswahl):
- David-Fox, Michael / Holquist, Peter /
Martin, Alexander M. (Hg.): Fascination and enmity. Russia and Germany
as entangled histories 1914-1945, Pittsburgh 2012.
- Fetscher, Iring: Von Marx zur Sowjetideologie, Frankfurt am Main / Berlin / München 1971.
- Studer, Brigitte: Reisende der Weltrevolution. Eine Globalgeschichte der Kommunistischen Internationale, Berlin 2020.
- Weber, Hermann: Die Wandlung des deutschen Kommunismus. Die
Stalinisierung der KPD in der Weimarer Republik, Frankfurt am Main 1969.
- Trainer/in: Rhena Stürmer