Seit knapp 30 Jahren begleitet uns populäre Musik zunehmend in digitaler Form: zunächst als CD, dann in Form des mp3-Players und nun als Stream auf dem Handy. Musikvideos wandern aus dem linearen Fernsehen zu Internetplattformen wie YouTube, auf denen alle Videos gleichzeitig verfügbar sind. Rezipient:innen werden zu Produzent:innen und laden selbst Songcover oder Instrumenten-Tutorials hoch. Die Musikproduktion findet weitestgehend digital statt und sowohl Musikindustrie als auch Indie-Künstler:innen setzen bei der Vermarktung auf digitale Medien. Algorithmen ergänzen unsere Playlists und ermitteln unsere Lieblingsmusik. In diesem Seminar sollen grundlegende Kenntnisse über die Technologie- und Sozialgeschichte populärer Musik der letzten 30 Jahre erlangt werden. Dabei werden wir immer wieder folgenden Fragen nachgehen: Welche Beziehungen zwischen Musik, Künstler:innen und Rezipient:innen können heute in digitalen Medien und durch digitale Medien entstehen und wie genau entstehen diese Beziehungen? Und vor allem: Wie erforschen wir sie? Aber auch die Analyse konkreter musikalischer und audiovisueller Phänomene wird in diesem Seminar einen Platz finden. Denn Digitalität wird in Effekten wie Auto-Tune oder in MIDI-Files auch hörbar, zeigt sich in der Veränderung musikalischer Formen oder ermöglicht Praktiken wie Dance Challenges oder Lip-Syncing-Videos. Daher werden im Seminar auch grundlegende Methoden zur Analyse populärer Musik und von Videos vermittelt.

Semester: SoSe 2024

Die Musik von Johann Sebastian Bach wird vergöttert, wirkt verkitscht, bereichert, berührt, ist Inspiration, ein gutes Sample für den nächsten Remix, Therapie, Sprachlerntool, Kraftmoment, ist Religion und Metaphysik und die Rezeptionsgeschichte ist damit bei Weitem nicht auserzählt. Bis heute werden Bachs Kompositionen gespielt, gesungen, interpretiert und rezipiert - und zwar weltweit.
Das Seminar ermöglicht Einblicke in die transkulturelle und gegenwärtige Rezeption von Johann Sebastian Bach. Wir entwickeln, transkribieren und analysieren kleine Interviewleitfäden, mit denen wir unseren Forschungsfragen während des Bachfests 2024 nachgehen, denn dort werden Bach-Ensembles aus aller Weltgegenden gastieren. Ziel ist es, einen transkulturellen (also auch nicht-eurozentrischen) Zugang zur Liebe zu Bach zu entdecken.
Achja, unter dem Motto »CHORal TOTAL« wird das Bachfest 2024 vom 07. bis zum 16. Juni wieder zahlreiche Besucher:innen und Musiker:innen nach Leipzig locken - und wir sind mittendrin!

Semester: SoSe 2024

Glocken

Die vielfältige emblematische Bedeutung von Glocken und Geläuten in gesellschaftlichen und musikalischen Kontexten ist unmittelbar mit ihrer physikalischen Akustik und ihrer Wirkung in einer urbanen Raumakustik verbunden. Dabei sind regionale und epochale Charakteristika der Klangdispositionen und Läutearten ebenso in den Blick zu nehmen wie Bestandsverluste durch politische Willkür und Krieg oder durch städtebauliche Veränderungen. Angestrebt sind kleinere Forschungsaufgaben, wie beispielsweise die klangliche Rekonstruktion des vollständigen Geläuts am Weimarer Hof (disponiert und gegossen im Beisein Johann Sebastian Bachs). Des weiteren sind Herstellungstechniken und kunsthistorische Aspekte eines weltweit verbreiteten, Jahrtausende alten Handwerks zu betrachten. Studienobjekte werden Stücke des Musikinstrumentenmuseums und der benachbarten Ethnographischen Sammlung im GRASSI sein. Exkursionen sind vorgesehen.

Dr. Veit Heller

Seminar im Mastermodul 1103

Zeit: Freitag, 10:15 Uhr

Ort: GRASSI/Musikinstrumentenmuseum, Zimeliensaal


Semester: SoSe 2024

Die Vorlesung vermittelt einen Überblick über die wichtigsten Strömungen der Kunstmusik des angegebenen Zeitraums. Außerdem werden zentrale Probleme des zeitgenössischen Musiklebens erörtert wie gesellschaftliche Bezüge und Stellenwert von Musik und Musikern, der zunehmend radikale Originalitätsanspruch und die damit verbundene z.T. geringe Publikumsresonanz „neuer“, avantgardistischer Musik.

Zu Beginn werden Aspekte der Musik der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts skizziert, die teilweise noch in der „klassisch-romantischen“ Tradition stehen, aber im Umfeld von Liszt und Wagner auch bereits ein ausgeprägtes Fortschrittsbewusstsein zeigen, sowie das Spannungsverhältnis zwischen internationalen Kulturtransfers von Musikkonzepten und nationaler Identitätssuche in der Zeit um 1900. Weitere Schwerpunkte sind die Epochenschwelle um 1910, die Modernitätsschübe in den Nachkriegsjahren um 1920 und 1950, Wechselwirkungen mit Diktaturen (NS-Zeit, Stalinismus) und den beiden Weltkriegen sowie Rückgriffe auf traditionelle Elemente im Zeichen von Neoklassizismus und Postmoderne.


Semester: SoSe 2024

Im Kolloquium werden aktuelle BA-, MA- und Promotionsprojekte vorgestellt und gemeinsam diskutiert. Darüber hinaus können neuere Texte zu Methoden der Musikwissenschaft erörtert werden.

Semester: SoSe 2024
Herzlich willkommen zum Tutorium! Im Verlauf des kommenden Sommersemesters haben sie hier die Möglichkeit, sich mit den Inhalten der Vorlesungen zur "Musikgeschichte im Überblick III und IV" wiederholend und vertiefend auseinanderzusetzen. Planmäßig treffen wir uns jeden Mittwoch um 17:15 Uhr in Raum SK-302 des Instituts für Musikwissenschaft. Die Teilnahme am Tutorium ist rein freiwillig, bietet jedoch eine Möglichkeit zur gemeinsamen Vorbereitung auf die bevorstehende Klausur am (voraussichtlich) 08. Juli. 


Semester: SoSe 2024

Das Gamelan beleganjur ist, neben gong kebyar, eine der vielen Gamelan-Typen auf Bali und wird – da alle Instrumente getragen werden können – für Prozessionen verwendet. Dieser Ensembletyp wird während der Block-Lehrveranstaltung mit den WB-Studierenden gespielt werden. Große, tiefklingende Gongs, zahlreiche kleine Buckelgongs aus Bronze (Reyong, Ponggang, Kempli), Beckeninstrumente (Ceng-Ceng) und Trommeln (Kendang) stehen für diejenigen bereit, die Lust haben, eine spezifische Ausprägung außereuropäischer Musik näher kennenzulernen. Im Mittelpunkt der Übung stehen das praktische Musizieren und der Spaß an den ungewohnten Klängen balinesischer Gong-Instrumente. Die Blockseminare erfordern, da die musikalische Praxis im Vordergrund stehen wird, musikalische Vorkenntnisse und ein gewisses Maß an rhythmischem Talent.

Literatur:
Michael B. Bakan: Music of Death and New Creation. Experiences in the World of Balinese Gamelan Beleganjur, Chicago 1999.
Michael Tenzer: Gamelan Gong Kebyar, Chicago 2000.

Semester: SoSe 2024

Dasianotation, Neumen, Modalnotation, Mensuralnotation, Tabulaturen bildeten frühe Möglichkeiten der schriftlichen Fixierung von Musik – sei es als Vorschrift, sei es als Nachschrift. Das Vermögen, sie lesen zu können, schafft die Basis, einen wichtigen Bestand europäisch-abendländischen Komponierens zu verstehen. Der Schwerpunkt im ersten Teil der Musikphilologie wird hierbei auf die weiße Mensuralnotation und die Tabulaturen gelegt. In Transkriptionsübungen während der Sitzungen wird den Studierenden Gelegenheit gegeben, sich grundsätzliche Regeln dieser Notationsformen anzueignen. Zudem wird einführenden Fragen nachgegangen, wie: Warum begann man überhaupt, Musik im europäisch-abendländischen Bereich zu notieren? oder: Welche unterschiedlichen Schreib- und Beschreibstoffe gibt es? Im Rahmen der Notationskunde wird am Ende des Semesters eine Klausur geschrieben.

Literatur:

Willi Apel: Die Notation der polyphonen Musik, Wiesbaden 41989.
Manfred Hermann Schmid: Notationskunde. Schrift und Komposition 900-1900, Kassel 2012.
Karl Schnürl: 2000 Jahre europäische Musikschriften, Wien 2000.

Semester: SoSe 2024

Im zweiten Teil der Musikphilologie erläutert die musikalische Editionspraxis Wege, einerseits noch ungedruckte Werke zu publizieren und derart der musikalischen Öffentlichkeit zugänglich zu machen, andererseits vorhandene Ausgaben durch verfeinerte Methodik, besseren Wissens- und Quellenstand zu aktualisieren.
Der Kurs teilt sich in zwei Abschnitte: Im beginnenden theoretischen Teil werden grundsätzliche Fragen zur Methodik des Edierens besprochen (Wie verfertige ich einen Notentext? Welche Zielsetzungen verfolge ich mit der Herausgabe? Welche Probleme eröffnen sich im Verhältnis zwischen Schreib- und Klangintention des Komponisten? Was ist ein Kritischer Bericht? usw.). Im praktischen Teil erarbeiten die Studierenden an Computern in Kleingruppen eine Edition, wenden dabei das theoretisch Erörterte an und diskutieren mit dem Dozenten die hierbei anfallenden Probleme. Während der Sitzungen der Editionspraxis werden die Studierenden im Rahmen einer Projektarbeit selbstständig Musik edieren.

Literatur:
Musikphilologie, hrsg. v. Reinmar Emans u. Bernhard R. Appel, = Kompendien Musik 3, Laaber 2017.
Georg Feder: Musikphilologie, Darmstadt 1987.

Semester: SoSe 2024

Das Modul thematisiert Auffassungen, Funktionen und Praktiken von Musik in verschiedenen Regionen der Welt. Nach einführenden Sitzungen, in denen einerseits Grundlagen und andererseits der Blick auf balinesisches Gamelan fokussiert wird, werden im Seminar durch Referate und Diskussionen ausgewählte Themenfelder erörtert, die für die Teilnehmenden von besonderem Interesse sind und am Semesterbeginn festgelegt werden. Die Übung zum Modul widmet sich dem praktischen Musizieren an balinesischen Gamelaninstrumenten. Die Klausurleistung ergibt sich aus einer Projektarbeit, die im Laufe des Semesters erarbeitet wird.

Literatur:
Transforming Ethnomusicology, 2 Bde. hrsg. v. Beverley Diamond und Salwa el-Shawan Castelo-Branco, New York 2021.
The Garland Encyclopedia of World Music
, 10. Bde., hrsg. v. Bruno Nettl u.a., Alexandria 1998-2002.

Semester: SoSe 2024