Das Seminar besteht aus zwei Komponenten: einer Einführung in ausgewählte Themen der
Rechts-, Wirtschafts- und politischen Ideengeschichte; und einem konkreten Forschungsprojekt, das als Fallstudie diese Themen in einem kulturhistorischen Zusammenhang verbindet.
Das Forschungsprojekt widmet sich einem spektakulären Kriminalfall: Im August 1923 wurde der Industrielle Robert Eissler von seinem Cousin Otto im Firmenbüro neben dem Wiener Rathaus erschossen. Der historisch kaum aufgearbeitete Rechtsfall im Zusammenhang mit Erbstreitigkeiten in einer prominenten österreichischen Familie wurde zu einem der größten Medienereignisse der 1. Republik. Er konnte mit einer breiten Themenpalette aufwarten, die vom Stand der Kriminalistik und Modernisierungen in Strafrecht und -vollzug über Entwicklungen in der forensischen Psychiatrie bis zur postimperialen Unternehmenstrans-formation reicht.
Der ideengeschichtlichen Arbeit mit Texten zu Politik, Wirtschaft, Recht, Medienwissenschaft und Psychologie steht ein intensives kritisches Quellenstudium gegenüber: wir lesen Polizei- und Presseberichte, literarische Zeugnisse und psychoanalytische Deutungen des Falles und lassen uns in die Arbeit mit Gerichtsakten einführen (Gastvortrag Christoph Schmetterer, Halle). Die Auseinandersetzung mit medialer
Parteinahme, politischen Interessen und Antisemitismus im historischen Kontext schärft unser
Verständnis für aktuelle Debatten.

Semester: ST 2024

Das Seminar, in Verbindung mit der Überblicksvorlesung von Professor Axel Körner, bietet den Studierenden die Möglichkeit, die moderne politische Ideengeschichte Europas zu untersuchen. Nachdem wir uns mit den methodischen und theoretischen Entwicklungen vertraut machten, die das Feld in den letzten Jahrzehnten prägten, werden wir uns mit den Schriften bahnbrechender Denker wie Machiavelli, Montesquieu, Rousseau, Madame de Staël, de Tocqueville und Lorenz von Stein beschäftigen. Wir werden Methoden der Text- und Kontextanalyse kombinieren, während wir eine Mischung aus Sekundär- und Primärliteratur lesen und besprechen, wie die politischen Denker der Vergangenheit verschiedene Aspekte ihrer sozialen Erfahrung konzipierten, wobei wir uns insbesondere auf Themen wie Staat, Gesellschaft, Despotismus, Geschichte und Demokratie konzentrieren. Das Seminar wird hauptsächlich auf Englisch abgehalten.

Semester: ST 2024

Politische Ideen sind keine trockenen, statischen oder überzeitlichen Objekte, die man in Museen ausstellen und betrachten könnte. Es sind viel eher dynamische und wirkmächtige Mittel, die Menschen inspirieren, motivieren, gegeneinander aufbringen und zusammenführen. Einige von ihnen sind uns sogar so vertraut, dass wir glauben, sie in jeder Epoche wiederzufinden. Idee wie Freiheit, Gerechtigkeit, Staat und Verantwortung wirken geradezu überzeitlich auf uns. Bei genauer Betrachtung fällt aber auf, dass sich hinter diesen Begriffen oft aber eine beeindruckende Vielfalt an Bedeutungen, Konzepten, Parallelität und auch Widersprüchlichkeit verbirgt, die es zu entdecken gilt.
Anhand von ausgewählten Ideen und Denker:innen macht sich das Seminar auf den Weg, die historische Wandelbarkeit uns heute so modern erscheinender Ideen des Politischen zu ergründen und dabei in die ideengeschichtliche Methodik der Cambridge School of Intellectual History einzuführen.

Semester: ST 2024