Das Seminar besteht aus zwei Komponenten: einer Einführung in ausgewählte Themen der
Rechts-, Wirtschafts- und politischen Ideengeschichte; und einem
konkreten Forschungsprojekt, das als Fallstudie diese Themen in einem
kulturhistorischen Zusammenhang verbindet.
Das Forschungsprojekt widmet sich einem spektakulären Kriminalfall:
Im August 1923 wurde der Industrielle Robert Eissler von seinem Cousin
Otto im Firmenbüro neben dem Wiener Rathaus erschossen. Der historisch
kaum aufgearbeitete Rechtsfall im Zusammenhang mit Erbstreitigkeiten in
einer prominenten österreichischen Familie wurde zu einem der größten
Medienereignisse der 1. Republik. Er konnte mit einer breiten
Themenpalette aufwarten, die vom Stand der Kriminalistik und
Modernisierungen in Strafrecht und -vollzug über Entwicklungen in der
forensischen Psychiatrie bis zur postimperialen
Unternehmenstrans-formation reicht.
Der ideengeschichtlichen Arbeit mit Texten zu Politik, Wirtschaft,
Recht, Medienwissenschaft und Psychologie steht ein intensives
kritisches Quellenstudium gegenüber: wir lesen Polizei- und
Presseberichte, literarische Zeugnisse und psychoanalytische Deutungen
des Falles und lassen uns in die Arbeit mit Gerichtsakten einführen
(Gastvortrag Christoph Schmetterer, Halle). Die Auseinandersetzung mit
medialer
Parteinahme, politischen Interessen und Antisemitismus im historischen Kontext schärft unser
Verständnis für aktuelle Debatten.
- Trainer/in: Dietmar Friesenegger
- Trainer/in: Doreen von Oertzen Becker

Das Seminar, in Verbindung mit der Überblicksvorlesung von Professor
Axel Körner, bietet den Studierenden die Möglichkeit, die moderne
politische Ideengeschichte Europas zu untersuchen. Nachdem wir uns mit
den methodischen und theoretischen Entwicklungen vertraut machten, die
das Feld in den letzten Jahrzehnten prägten, werden wir uns mit den
Schriften bahnbrechender Denker wie Machiavelli, Montesquieu, Rousseau,
Madame de Staël, de Tocqueville und Lorenz von Stein beschäftigen. Wir
werden Methoden der Text- und Kontextanalyse kombinieren, während wir
eine Mischung aus Sekundär- und Primärliteratur lesen und besprechen,
wie die politischen Denker der Vergangenheit verschiedene Aspekte ihrer
sozialen Erfahrung konzipierten, wobei wir uns insbesondere auf Themen
wie Staat, Gesellschaft, Despotismus, Geschichte und Demokratie
konzentrieren. Das Seminar wird hauptsächlich auf Englisch abgehalten.
- Trainer/in: Thomas Nichol
- Trainer/in: Doreen von Oertzen Becker

Politische Ideen sind keine trockenen, statischen oder überzeitlichen
Objekte, die man in Museen ausstellen und betrachten könnte. Es sind
viel eher dynamische und wirkmächtige Mittel, die Menschen inspirieren,
motivieren, gegeneinander aufbringen und zusammenführen. Einige von
ihnen sind uns sogar so vertraut, dass wir glauben, sie in jeder Epoche
wiederzufinden. Idee wie Freiheit, Gerechtigkeit, Staat und
Verantwortung wirken geradezu überzeitlich auf uns. Bei genauer
Betrachtung fällt aber auf, dass sich hinter diesen Begriffen oft aber
eine beeindruckende Vielfalt an Bedeutungen, Konzepten, Parallelität und
auch Widersprüchlichkeit verbirgt, die es zu entdecken gilt.
Anhand von ausgewählten Ideen und Denker:innen macht sich das
Seminar auf den Weg, die historische Wandelbarkeit uns heute so modern
erscheinender Ideen des Politischen zu ergründen und dabei in die
ideengeschichtliche Methodik der Cambridge School of Intellectual
History einzuführen.
- Trainer/in: Johann Jens Gerlieb
- Trainer/in: Doreen von Oertzen Becker