Angeregt durch die Geschichtswissenschaften und die Ethnologie hat sich seit den 1980er Jahren im angloamerikanischen Raum eine breite Debatte zur material culture in den Sozial- und Kulturwissenschaften etabliert, die in neuerer Zeit auch in den deutschsprachigen Kulturwissenschaften vermehrt an Zulauf findet. Vielfach in Abgrenzung zu den als dominant empfundenen sprach- und bedeutungstheoretischen Ansätzen der 1960er und 70er Jahre wird in dieser Debatte erneut die materielle Manifestation von Kultur und die Eigenständigkeit der Dingwelt in den Vordergrund gerückt. So richtig das Einklagen einer solchen gegenständlichen Dimension von Kultur zweifellos ist, so uneinheitlich bleibt jedoch einerseits die Weise, in der materielle Erzeugnisse und Artefakte in neueren Studien untersucht werden, und andererseits die Rede vom Materiellen selbst. Um die aktuellen Positionen zur Materialität von Kultur besser einordnen zu können, werden im Seminar zunächst mit Marx, Simmel und Hannah Arendt drei älteren Theorien der Vergegenständlichung im Mittelpunkt stehen. Auf der Folie dieser drei unterschiedlichen Ansätze sollen dann exemplarische Texte aus dem Umfeld der neueren material culture studies gemeinsam gelesen und diskutiert werden.

Semester: SoSe 2016