Politische Prozesse erscheinen oft als Durchsetzungen von Strategien, als Konkurrenzkämpfe oder das Ergebnis von Verhandlungen, fast immer aber als mehr oder weniger intentionale, mehr oder weniger vernünftige Angelegenheiten. Seit einigen Jahren wird diese Konzentration auf das Bewusste der Gesellschaft und des politischen Handelns zunehmend problematisiert und wird die Rolle der Emotionen und Gefühle in der Politik und im öffentlichen Raum in den Vordergrund gerückt. In diesem Überblicksseminar sollen einige der Perspektiven und Vorschläge aus dem emotional turn bzw. affect turn in den Sozial- und Kulturwissenschaften vorgestellt und diskutiert werden. Außerdem werden einige neuere zeitdiagnostische und systematische Beiträge behandelt, die einen internen und wesentlichen Zusammenhang von Affektivität und Gesellschaftlichkeit behaupten oder auf die Unverzichtbarkeit (oder auch Gefährlichkeit) bestimmter Gefühlsstrukturen (wie Loyalität, Empathie, Solidarität oder Hass, Angst, Misstrauen) für institutionelle Stabilität oder gesellschaftliche Dynamiken hinweisen.




Semester: WiSe 2016/17