Urbane Unruhen in ihren verschiedenen Formen waren und sind immer wieder Gegenstand lebhafter Diskussionen – sowohl in den aktuellen Geschichts- und Sozialwissenschaften als auch unter den jeweils zeitgenössischen Akteuren. Sie veranlassten ihre Beobachterinnen und Beobachter im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts immer wieder dazu, sich grundlegend mit der Gleichheit oder Ungleichheit der eigenen Gesellschaft, mit Rassismus, urbaner Segregation und generationellen Konflikten zu befassen. Vor diesem Hintergrund nimmt das Seminar eine Reihe von städtischen Unruhen zum Ausgangspunkt, um sich aus historischer Perspektive mit kollektiven Gewaltphänomenen und ihrer Deutung auseinander zu setzen. Ein besonderer Fokus liegt in diesem Zusammenhang auf sogenannten race riots und der Frage, inwieweit sich darin ein grundlegender Wandel der britischen Gesellschaft am Übergang vom imperialen Zeitalter zum Zeitalter der Dekolonisation abzeichnete. Anhand von Forschungsliteratur und historischen Quellen wendet sich das Seminar unterschiedlichen Formen der kollektiven Gewalt und des Vandalismus im urbanen Raum zu und diskutiert, welche Möglichkeiten Historikerinnen und Historiker haben, sich diesen Praktiken zu nähern. Da der bei weitem größte Teil der diskutierten Texte nur auf Englisch verfügbar ist, sind gute Englischkenntnisse von Vorteil.

Es ist möglich, das Seminar im Rahmen des Moduls „Geschichte des sozialen Handelns und der kulturellen Praktiken in modernen Gesellschaften (18. – 20. Jh.)“ zu besuchen und belegen.

Literatur: Sophie Body-Gendrot, Public Disorders: Theory and Practice, in: Annual Review of Law and Social Sciences (2014), S. 243-58; Charles Tilly, The Politics of Collective Violence, Cambridge 2003; Ulrike Lindner, Neuere Kolonialgeschichte und Postcolonial Studies, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 15.04.2011, http://docupedia.de/zg/Neuere_Kolonialgeschichte_und_Postcolonial_Studies.

Semester: WiSe 2016/17