Wie viele Menschen eine Nation, ein Kontinent oder gleich die ganze Welt vertragen und ernähren kann, diese Fragen haben unterschiedliche politische und wissenschaftliche Akteure in der Vergangenheit immer wieder aufgeworfen und höchst unterschiedlich beantwortet. Zu den zentralen Bezugspunkten dieser Diskussion gehört das 1798 von Thomas Robert Malthus publizierte Essay on the Principle of Population, in dem Malthus davor warnte, das Wachstum der Bevölkerung werde das des Nahrungsmittelangebots überschreiten, sofern nicht Maßnahmen zu dessen Regulierung ergriffen würden oder andere Faktoren, wie Krieg und Hungersnot, sich darauf auswirkten.

Die an Malthus anknüpfenden Debatten um Über- und Unterbevölkerung und die damit verknüpften unterschiedlichen Strategien zur Regulierung des Bevölkerungswachstums - von der Kontrolle der Fortpflanzung über Formen der Migrationskontrolle und Geopolitik bis hin zu Ernährungsprogrammen und Formen der Entwicklungshilfe - stehen im Mittelpunkt des Seminars. Dem Konzept der "Bevölkerung" und deren versuchter Kontrolle nähert sich das Seminar dabei aus einer wissensgeschichtlichen Perspektive. Im Zentrum stehen die wechselnden Wissensbestände, Expertinnen und Experten, die im 19. und 20. Jahrhundert Praktiken der Kategorisierung und Kontrolle von Bevölkerung anleiteten.

Da ein Großteil der Literatur nur auf Englisch verfügbar ist, sind gute Englischkenntnisse von Vorteil.

Literatur: Alison Bashford, Global Population: History, Geopolitics, and Life on Earth, New York 2014; The Population Knowledge Network, Twentieth Century Population Thinking. A Critical Reader of Primary Sources, London 2016.

Semester: WT 2017/18