Die Geschichte moderne Demokratie ist ohne ihre bis heute wirkmächtige (nationalstaatliche)
Begrenztheit kaum zu denken. Denn in ihr eingeschrieben ist das Versprechen auf
eine distinkte Form von Gemeinschaft, die nach außen exklusiv wirkt. Innerhalb dieser
begrenzt gedachten Demokratien gab es zugewiesene Orte, Positionen und Subjekte.
Diese Grundlagen prägten auch die demokratietheoretischen Debatten. Der ‚methodologische
Nationalismus‘ (Glick-Schiller/Wimmer) wird jedoch seit Jahren in verschiedenen
Disziplinen, vor allem in der Migrations- und Flüchtlingsforschung kritisiert und hinterfragt.
Damit rückt die Frage nach der Rechtfertigung von Ausschlüssen in den Fokus der Forschung
und mit ihr die Frage nach den Grenzen von Demokratien, nach ihren Subjekten
oder auch ihrer Legitimation. Auf unterschiedlichen Ebenen wird mittlerweile diese tradierte
Begrenztheit radikal in Frage gestellt (oder auch offensiv verteidigt). Auf der einen Seite
wird der Ausschluss aus den Demokratien oder dem demokratischen Prozess als unvereinbar
mit der demokratischen Idee gesehen. Auf der anderen Seite wird auf der Notwendigkeit
der Begrenztheit beharrt, da die Demokratie auch ein Versprechen auf eine besondere
Gemeinschaft beinhaltet.
In dem Seminar werden wir Text lesen, die die Widersprüchlichkeit ebenso die wechselseitige
Bedingtheit von Grenzen und Demokratie diskutieren. Ebenso sollen Denkerinnen
und Denker zu Wort kommen, die die Auflösung oder Abmilderung des ‚boundary problems‘
in den Blick nehmen.

Semester: WiSe 2017/18