Der Zusammenbruch eines teleologischen Weltbildes und die „Entdeckung der Welt und
des Menschen“ (Jacob Burckhardt) kennzeichnen den Übergang vom Mittelalter in die
Neuzeit. Dabei steht das neuzeitliche politische Denken für einen schöpferischen Neuansatz
gegenüber dem Mittelalter und der Antike. Vorausgegangen war eine grundlegende
Veränderung der Handelsmethoden und ein nach rationalen Erfolgskriterien operierendes
Wirtschaftssystem, durch die ein Wandel in den Gesellschaften einsetzte, der alle Lebensbereiche
umfassen sollte. In dieser Zeit werden neue Begründungen von Herrschaft und
politischer Ordnung entworfen, alte Machtstrukturen aufgelöst oder transformiert. Die überlappenden
und überlagernden Machtstrukturen der mittelalterlichen Ordnung gingen über
in eine zentralisierte Form der Herrschaft. Mit ihr eng verbunden war die Entstehung des
Territorialstaates, ausgestattet mit einem Souveränitätsanspruch, der auf einem neuen
Menschenbild und anderen Formen der Vergemeinschaftung beruhte. Das Nach-denken
über den Staat, seine Funktionsweise, seine Begrenzung und seine Fundierung in religiöser,
ethischer und auch rechtlicher Hinsicht, spielte für die Herausbildung frühmo-derner
Staatlichkeit eine herausragende Rolle.
In diesem Seminar soll der Umgang mit ideengeschichtlichen Texten gelernt werden. Entlang
zentraler Begriffe wie Souveränität, Territorialität, Staat, Bürgerschaft, Gleichheit und
Freiheit werden Texte verschiedener Denker der Neuzeit gelesen und ausschnitts-weise in
ihrer aktuellen Rezeption diskutiert.

Semester: WiSe 2017/18