„100 Jahre roter Oktober“ (Thomas Lindenberger) – das soll Anlass geben, über Revolutionsbegriffe
und Revolutionstheorien von der Antike bis heute nachzudenken.
Wie viele zentrale Begriffe der politischen Theorie und Ideengeschichte hat auch der Revolutionsbegriff
über die Jahrtausende viele Transformationen durchlaufen. Dennoch lassen
sich wiederkehrende Elemente und prägende Motive des Revolutionsbegriffs in jeder
Epoche wieder finden. So gehört das Moment der Bewegung in den antiken, mittelalterlichen,
neuzeitlichen sowie modernen Revolutionsbegriff. Dennoch muss der moderne Revolutionsbegriff
von den vorangegangenen unterschieden werden. Denn die frühen Revolutionsbegriffe
kennen keinen modernen Stau revolutionärer Energie, die sich zu bestimmten
Zeiten der Geschichte entladen haben. Und ebenso bringen moderne Revolutionen ein
urdemokratisches Element hervor, das vor allem in der Antike, aber auch in späteren
Jahrhunderten mit großer Skepsis betrachtet wurde, in verschiedenen, vor allem gegenwärtigen
Demokratietheorien jedoch auch zum Kernelement der Demokratie gemacht
worden ist: die direkte Partizipation der Bürgerinnen und Bürger, die zum unplanbaren,
überraschenden und kontingenzerweiternden Teil der Demokratie gehören.
In diesem Seminar werden wir uns zunächst anhand ausgesuchter Revolutionstheorien
und -begriffe die zentralen Elemente des Nachdenkens über die Revolution herausarbeiten.
Auf dieser theoretischen Grundlage aufbauend werden wir verschiedene Revolutionen
des 20. und 21. Jahrhunderts analytisch aufschlüsseln und interpretieren.

Semester: WiSe 2017/18