Nicht erst mit dem Ende der Ost-West-Blockkonfrontation im Jahr 1989 wurde deutlich, dass ein ausschließlicher Fokus auf Staaten als bestimmende Akteure der Weltpolitik nur eine unzureichende Perspektive auf internationale Politik bietet. Zwar hat staatliche Außenpolitik keineswegs an Relevanz verloren. Vor dem Hintergrund jedoch von gesellschaftlicher Differenzierung, technologischem Wandel, erhöhter Krisendichte sowie nicht zuletzt ökonomischen Ungleichheiten und Verflechtungen gewinnt die Frage nach dem theoretischen Erklärungszusammenhang von staatlicher Außenpolitik, der Dynamik gesellschaftlicher Entwicklung und internationalem Kontext (erneut) an Bedeutung.

 

Dieser Erklärungszusammenhang steht im Mittelpunkt des Seminars. Die Veranstaltung begreift staatliche Außenpolitik als gesellschaftlich eingebettetes Phänomen. In kritischer Auseinandersetzung mit der aktuellen Theorienlandschaft der Außenpolitikforschung werden folgende Fragen diskutiert: Welche Akteure machen mit welchen Interessen Außenpolitik? Welche Rolle nimmt der Staat als Akteur der Außenpolitik zwischen nationaler Gesellschaft einerseits und inter- bzw. transnationalen Strukturen andererseits ein? Gibt es ein „nationales Interesse“? Über welche außenpolitischen Handlungsspielräume verfügen Staaten vor dem Hintergrund divergierender Gesellschaftsmodelle? Inwiefern haben sich diese Handlungsspielräume in historischer Perspektive verändert?

Durch die Beschäftigung mit diesen Fragen sollen sich die Studierenden ein Verständnis dafür erarbeiten, dass eine Analyse der „high politics“ internationaler Beziehungen stets auf Gesellschaftsanalyse rückbezogen werden muss.

 

Zur Illustration der theoretischen Diskussion dieser Fragen greift das Seminar auch auf historische und aktuelle Fallstudien zurück.

 

Gute Englischkenntnisse und ausgeprägte Lese- und Diskussionslust sind Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar!

Semester: WiSe 2017/18