Macht und Gewalt werden in der modernen Gesellschaftstheorie zumeist als Herrschaftsinstrumente wahrgenommen, die zwar zur Durchsetzung von politischen Entscheidungen und zur Sicherung des Gemeinwesens unabdingbar bleiben, aber weder in demokratisch-rechtlichen Verfahren noch im sozialen Miteinander einen Platz haben sollten. Dagegen haben unterschiedliche Ansätze aus dem Bereich der Kulturphilosophie und der politischen Theorie immer wieder auf die konstitutive Rolle aufmerksam gemacht, die Macht und Gewalt sowohl bei der Entstehung rechtlich-politischer Gebilde als auch bei der Herausbildung von Subjektivität spielen. Als gründende Instanzen nehmen Macht und Gewalt hier allerdings notwendigerweise eine andere Form an: Sie sind nicht nur Mittel zum Zweck und mehr als bloße Instrumente von sozialen Akteur*innen zur Durchsetzung identifizierbarer Ziele. Diese andere Form von Macht und Gewalt steht im Fokus des Seminars und soll u.a. anhand der Positionen von Walter Benjamin, Jacques Derrida, Judith Butler und Jacques Rancière diskutiert werden. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Sprache und symbolischen Ausdrucksformen, die in verschiedener Weise als Ort von machtvollen Prozessen und gewaltförmigen Setzungen erscheinen.

Semester: WiSe 2018/19