Laut dem Soziologen Erving Goffman versuchen Menschen in sozialen Situationen einen bestimmten Eindruck bei den anderen Personen hervorzurufen, indem sie positive Eigenschaften in den Vordergrund stellen und spezifische Ausdrucksmittel verwenden. Goffman betrachtet dabei den Einzelnen als Darsteller, „als ein geplagter Erzeuger von Eindrücken, der mit der allzumenschlichen Aufgabe beschäftigt ist, ein Schauspiel zu inszenieren.“ (2005, 230) In seiner Analyse alltäglicher face-to-face-Situationen zeigt Goffman verschiedene Inszenierungstechniken und Fallstricke auf.

Vor dem Hintergrund der dramaturgischen Theorieperspektive Goffmans und dem Forschungsstand zum Impression Management (IM) im Netz untersuchen wir im Forschungsseminar die übergeordnete Frage: Inwieweit lassen sich Prämissen, Rahmen-/Interaktionsmodell und Techniken der Eindruckskontrolle, die Goffman für die interpersonale Kommunikation in den 1950er Jahren aufzeigt, auf das Internet als Bühne für die Selbstdarstellung übertragen? Welche Formen und Mittel der Selbstdarstellung werden im Netz genutzt, um bestimmte Persönlichkeitsfacetten hervorzuheben und unterschiedliche Rollenbilder authentisch zu verkörpern?

Diese Fragen werden im Rahmen des Forschungsseminars untersucht. Hierzu wird der gesamte Forschungsprozess durchlaufen: Wir entwickeln Leitfragen und darauf basierend den Leitfaden als Erhebungsinstrument, der nach einem Pretest angepasst und im Anschluss angewandt wird. Die Leitfaden-Interviews werden sodann transkribiert und mit der Datenanalysesoftware MAXQDA kategoriengeleitet ausgewertet.

Semester: WiSe 2018/19