Im Jahr 2003 erstellte die Bundeszentrale für politische Bildung einen „Filmkanon“, der Schülerinnen
und Schüler vor allem im Politik-Unterricht für die „Vielfältigkeit dieser Kunstform, [sowie] für die Geschichte des bedeutendsten Mediums des 20. Jahrhunderts und für das Verstehen des Films der
Gegenwart“ sensibilisieren soll.
Im krassen Gegensatz zu dieser filmpädagogischen Forderung steht das Lamento des Autors Veit
Straßner, der in seinem Buch „Filme im Politikunterricht“ eine Szene schildert, wie es an Schulen
immer noch üblich ist: Filme sind „Belohnungen“, die vor allem nach Notenschluss gezeigt werden,
mit dem Ziel alle Beteiligten vom „ernsthaften Unterricht“ zu entlasten.
Dieses Seminar widmet sich dem Ziel, eine mediendidaktische und kritische Auseinandersetzung mit
dem Medium Film aber auch „kleineren“ Formen „bewegter Bilder“, sowie den neusten Ansätzen
einer Computerspiel-Didaktik im Politik-Unterricht anzubieten. Es geht vor allem um die Frage, wie
eine erfolgreiche und konstruktive Einbindung dieses Mediums im Unterricht gelingen kann.
Hierzu werden ausgewählte Beispiele aus dem Bereich des Dokumentar- und Spielfilms besprochen
und analysiert. In einem zweiten Schritt wenden wir uns dem bei Schüler_innen beliebten Genre des
Explainity-Videos zu und erstellen eigene Versuche. Durch die eigene Produktion kurzer ExplainityVideos können wir so Chancen und Grenzen der Reduktion komplexer politischer Zusammenhänge
in diesen Videos erkennen. Im Ausblick wenden wir uns einem noch wenig und kaum genutzten
Medium innerhalb der politischer Bildung zu: dem Computerspiel. Immer häufiger wird auch in diesem
Medium das Potential für einen lebensweltbezogenen, exemplarischen und problemorientierten Zugang zu politischen Themen vermutet. Jedoch ist kaum untersucht worden, wie eine praktische Einbindung von „politischen Computerspielen“, wie die „Civilization“-Reihe, „Tropico“-Reihe, usf. im Politikunterricht gelingen kann oder ob das gewünschte simulative und ggf. kooperative politische Handeln innerhalb dieser Spiele zu sehr verdeckt ist.
- Trainer/in: Georg Martin
Semester: SoSe 2019