Hannah Arendt ist zweifelsohne eine der wichtigsten politischen Theoretikerinnen des 20. Jahrhunderts. In ihrem Werk „Vita activa oder Vom tätigen Leben“ formuliert sie eine grundlegende Kulturtheorie politischen Handelns und widmet sich einer genauen Analyse menschlicher Tätigkeitsformen.Was tun wir, wenn wir tätig sind? Dieser Frage geht Arendt nach, indem sie mit dem Arbeiten, dem Herstellen und dem Handeln drei verschiedene Weisen des Tuns untersucht. Anders als große Teile der Philosophietradition richtet sich Arendt also nicht primär auf das Bewusstsein oder das Denken, sondern auf praktischeVollzüge, die menschliche Zusammenhänge stiften. Damit gelingt es ihr auch, das Politische auf eine andere Basis zu stellen. So ist ihr Werk nicht nur eine tiefgründige begriffliche Bestimmung von Tätigkeitsweisen im Dialog mit antiker, neuzeitlicher und moderner Philosophie, sondern auch eine emphatische Kritik an der aktuellen Tendenz, menschliches Dasein auf privaten Individualismus, Konsum und Lohnarbeit zu reduzieren. Dem setzt Arendt das Miteinander, ein neues Verständnis von Öffentlichkeit, eine Ethik des Anfangens und der Pluralität entgegen, um politische Freiheit neu zu begründen. Diese anspruchsvollen und heute hoch relevanten Konzepte sollen in der gemeinsamen Lektüre und Diskussion von „Vita activa“ herausgearbeitet werden.
- Trainer DS: Jan Beuerbach