Ausgehend von der Idee des so genannten embedded liberalism, die das Design der Weltwirtschaftsordnung nach dem Zweiten Weltkrieg prägen sollte, beschäftigt sich das Seminar mit sozialer Regulierung durch Global Governance. In einem ersten Teil lernen die Studierenden Entstehungsgeschichte (19. Jahrundert), Prinzip und Umsetzung des multilateralen, „eingebundenen Liberalismus“ als politischen Kompromiss zwischen einem möglichst freien Welthandel einerseits und Schutz des nationalen Wohlfahrtsstaates andererseits kennen (20. Jahrhundert). Der zweite Teil des Seminars fragt danach, wie das Prinzip des „eingebundenen Liberalismus“ im 21. Jahrhundert (überhaupt noch) zu verwirklichen ist. Ausgehend von der These von Rieger/Leibfried, dass im Kontext von Ökonomisierung und Globalisierung eine nationale De-Regulierung zu beobachten sei, die jedoch von einer internationalen Re-Regulierung begleitet werde, beschäftigen sich die Studierenden zunächst mit Konzept und Formen des „demokratischen Wohlfahrtsstaats“ sowie unterschiedlicher Anpassungspolitiken in ausgewählten Ländern der OECD-Welt. Ein dritter Block beleuchtet anschließend Chancen und Grenzen internationaler/transnationaler Regulierungspolitik (regulativ/distributiv). Unter (re)-distributiver Politik fällt hier u.a. die Idee eines globalen Steuerregimes (u.a. Tobin Steuer), während die Setzung und Durchsetzung von Arbeits- und Sozialstandards durch internationale und/oder transnationale Regime ein Beispiel für Re-regulation darstellt. Das Seminar rekapituliert abschließend Zusammenhänge zwischen Demokratie und Wohlfahrt im Kontext von Globalisierung und Fragmentierung und geht der Frage nach, ob moderne liberale Demokratien ohne ein funktionierendes und effektives Wohlfahrtsregime überhaupt (noch) existenzfähig sind.


Semester: SoSe 2019