Wer einmal Walter Benjamins „Geschichtsphilosophische Thesen“ gelesen hat, wird kaum das Bild vom „Engel der Geschichte“ vergessen können, das an zentraler Stelle mit Verweis auf ein Gemälde von Paul Klee aufgerufen wird: Von einem Sturm in die Zukunft fortgerissenen, hat der Engel sein „Antlitz der Vergangenheit zugewendet“ und sieht dort „eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft“. In diesem wirkmächtigen Bild verdichtet sich nicht allein die materialistische Geschichtsphilosophie Benjamins, es deutet darüber hinaus auch den Weg einer messianischen Erlösung der Geschichte an, die in den Thesen skizziert wird. Ausgehend von einer genauen Lektüre von Benjamins „Geschichtsphilosophischen Thesen“ möchte das Seminar die eigentümliche Spannung zwischen einer an Marx orientierten politischen Theorie und der Figur des Messianischen anhand ausgesuchter Texte weiterverfolgen. Die „Thesen“, auf welche die herangezogenen jüngeren Positionen der politischen Philosophie (u.a. Arendt, Agamben, Derrida) implizit bzw. explizit Bezug nehmen, bilden dabei gewissermaßen „untergründig“ weiterhin den roten Faden der gemeinsamen Lektüre.

Semester: SoSe 2019