Was sagt das Verhältnis zwischen Gesundheit und Krankheit über Gesellschaften aus? Das Seminar widmet sich dieser Frage und wählt damit bewusst einen breiten Zugang zu Themen, die ansonsten sowohl in der Medizin- als auch in der Gesundheitssoziologie oder auch in den Gesundheitswissenschaften oder der Public-Health-Forschung bearbeitet werden. Dabei werden zunächst die Begriffe ‚Gesundheit‘ und ‚Krankheit‘ als Ergebnisse sozialer Konstruktionsprozesse analysiert: Was als Gesundsein oder Kranksein definiert wird, ist ebenso historisch und regional kontingent wie Erklärungen dafür, wie es zu dem einen oder anderen Zustand kommt. Biologische Erklärungen sind hier und heute zwar dominant aber auch nicht konkurrenzlos. Dass beispielsweise ‚soziale Faktoren‘ ebenfalls mit Gesundheit und Krankheit zu tun haben, ist weithin anerkannt. Aber auch göttlicher Wille ist aus Sicht von manchen Gläubigen weiterhin am Verlauf von Krankheiten beteiligt.

Unterschiedliche Definitionen und Erklärungen führen auf der Mikroebene zu unterschiedlichen Handlungen – manche vertrauen beispielsweise nur der Schulmedizin, andere setzen auf Naturheilkunde, manche suchen Heilung bei Priestern, wieder andere sehen in der Selbstoptimierung den besten Schutz vor Krankheit. Auf der Makroebene drücken sich unterschiedliche Verständnisse und Erklärungen zum Verhältnis von Gesundheit und Krankheit in international unterschiedlichen Gesundheitssystemen aus.

Ziel des Seminars ist, diese vielfältigen Dimensionen des Themas theoretisch zu ordnen und an konkreten historischen und aktuellen Beispielen zu vertiefen.


Semester: SoSe 2019