Der Vergleich ist eine wichtige wissenschaftliche Methode – aber nicht nur das. Er ist auch eine grundlegende soziale Praxis und Vieles spricht dafür, dass die Bedeutung dieser Praxis aktuell zunimmt. Wie eng Bewerten und Vergleichen miteinander verbunden sind, lässt sich unmittelbar an den selbstverständlich gewordenen Punktevergaben illustrieren, die nach Restaurantbesuchen, Einkäufen, Friseurterminen, Krankenhausaufenthalten u.v.m. üblich geworden sind, und die online in eine Rangfolge der Bewerteten gesetzt werden können. Hinter jeder Rangfolge stehen komplexe Prozesse der Definition von Kriterien und Bewertungsmaßstäben. Auch die Frage, ob ein bestimmter Gegenstand überhaupt mit einem anderen vergleichbar sein kann, ist keineswegs selbstverständlich zu beantworten – im Feld der Kunst ist diese Frage stets virulent, aber auch im Feld der Wissenschaft oder in Bezug auf fundamental-moralische Themen wie etwa der Be-Wertung eines Menschenlebens.

Das Seminar befasst sich mit der Praxis und der sozialen Funktion von Vergleich und Bewertung. Zunächst werden theoretische Grundlagen erarbeitet, angelehnt an aktuelle Debatten zur Begründung einer Soziologie des Vergleichens und/oder einer Soziologie des Bewertens. Im zweiten Teil des Seminars geht es um empirische Anwendungen dieser Grundlagen und um die Frage, inwiefern ein Vergleich von unterschiedlichen „Vergleichskulturen“ Aufschluss über grundlegende gesellschaftliche Phänomene bieten kann.


Semester: WT 2019/20