Die Repräsentation gesellschaftlicher Interessen im politischen Entscheidungssystem der EU ist mit zunehmender Kompetenzverlagerung nach  'Brüssel' inzwischen mitentscheidend für Politik in Europa. Ziel des Seminars ist es, theoriegeleitet ein empirisch differenziertes Bild zur Rolle externer Interessenvermittlung im politischen Prozess der EU zu entwerfen. Dabei werden zunächst grundlegende theoretische Konzepte zur Untersuchung von Interessenvermittlung in (internationalen) politischen Systemen erarbeitet und miteinander verglichen (z.B. advocacy coalitions, transnational advocacy networks, epistemic communities). Sodann werden in ausgewählten Politikfeldern Akteure (z.B. Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Unterehmen, NGOs (Umweltschutz, Menschenrechte), Verbraucherschutz) hinsichtlich ihrer Positionen (Zugangspunkte) im EU System, ihrer Positionierungsstrategien und ihrer präferierten Modi der Interessendurchsetzung (z.B. Expertise, Aktivismus, politischer Wettbewerb, Koalitionsbildung) durchleuchtet. Welches sind die institutionellen und akteursspezifischen Voraussetzungen für ihren 'Erfolg'? Wie kann der 'Erfolg' gemessen werden? Abschließend werden Konfliktlinien zwischen Interessenvermittlung und demokratischen Prinzipien in der EU gezeichnet und die Rolle von externer Interessenvermittlung kritisch diskutiert.  

Einführende Literatur:

Greenwood, Justin, 2017: Interest Representation in the European Union, 4. Auflg., London: Palgrave Macmillan.

Haas, Peter M., 1992: Epistemic Communities and International Policy Coordination, in: International Organization,  46, 1,  1-35.

Haas, Peter M., 2016: Epistemic Communities, Constructivism, and International Environmental Politics, Abingdon, New York: Routledge.

Hix, Simon und Bjørn Høyland, 2011: The Political System of the European Union, 3. Auflg., Basingstoke: Palgrave Macmillan.

Klüver, Heike, 2013: Lobbying in the European Union: Interest Groups, Lobbying Coalitions and Policy Change, Oxford: Oxford University Press.

Richardson, Jeremy und Sonia Mazey (Hrsg.), 2015: European Union: Power and Policy-Making, 4. Auflg., London: Routledge.

Risse-Kappen, Thomas (Hrsg.), 1995: Bringing Transnational Relations Back In. Non-State Actors, Domestic Structures, and International Institutions, Cambridge: Cambridge University Press.

Semester: WiSe 2019/20