Die neuere Wissensgeschichte, die sich zu einem sehr vielfältigen und dynamischen Forschungsfeld entwickelt hat, widmet sich längst nicht mehr nur der Geschichte wissenschaftlicher Disziplinen oder „Entdeckungen“. Sie geht vielmehr von einem breiten Wissensbegriff aus, der den Blick nicht nur auf ganz unterschiedliche gesellschaftliche Bereiche, sondern auch auf intuitive und praktische Wissensformen lenkt. Statt nach den Erfolgen und
Irrtümern einer fortschrittsorientierten Wissenschaft fragt sie nach der sozialen und historischen Bedingtheit von Wissen: Wie wird Wissen produziert? Welchen Einfluss haben spezifische historische, soziale und materielle Konstellationen auf die Wissensproduktion? Auf welche Art und Weise zirkuliert Wissen zwischen Menschen, Gruppen und Kulturen? Und mithilfe welcher Konzepte und Theorien lässt sich der historische Wandel von Wissensformationen und -kulturen beschreiben und erklären?

Das Seminar ist als Einführung in die Wissensgeschichte gedacht; es soll einen Überblick über das Forschungsfeld geben und eine erste Annäherung und kritische Auseinandersetzung mit seinen zentralen Fragen ermöglichen. Dazu beschäftigen wir uns im ersten Teil mit unterschiedlichen Forschungsansätzen: Neben „Klassikern“ der Wissensgeschichte (u.a. Kuhn, Foucault, Latour) werden wir auch neuere Beiträge aus einer feministischen und postkolonialen Perspektive (z. B. von Haraway, Chakrabarty) lesen. Im zweiten Teil des Seminars werden wir uns anhand ausgewählter Problemfelder und Fallbeispiele mit der Frage beschäftigen, wie sich
diese Ansätze in der kulturhistorischen Forschungspraxis umsetzen lassen.

Semester: WT 2019/20