Seit Mitte des 20. Jahrhunderts unterzieht eine „Neue Politische Ökonomie“ politische Zusammenhänge einer ökonomischen Analyse. In der Nachfolge von John Rawls’ Theory of Justice (1971) erweitert sich dieser Ansatz auf Theorien politischer Normativität. Denker wie James Buchanan (1975) und David Gauthier (1986) nutzen Konzeptionen ökonomischer Realität und die Funktionsweise von Märkten als Basis vertragstheoretischer Modelle. Karl Homann entwickelt ab 1990 eine Wirtschaftsethik, die die Marktlogik als Quelle ethischer und politischer Normen verwendet. Bruno Frey unterfüttert diese normativen Entwürfe anthropologisch, indem er den ökonomischen Ansatz als eine Theorie menschlichen Verhaltens interpretiert. Im Kern argumentieren all diese Denker, dass die Ökonomik eine wertfreie Methode zur Analyse normativer Zusammenhänge bietet und sich damit besonders für eine wissenschaftliche Fundierung politischer Normen anbietet. Im Seminar wollen wir dies kritisch hinterfragen und Nutzen und Grenzen des ökonomischen Ansatzes in der politischen Theorie ausloten.

Semester: WiSe 2019/20