Interpretation der Macht: Liberalismus und Demokratie (Seminar)


Liberalismus und Demokratie sind nicht identisch. Historisch lassen sich beide ideologischen Konzepte und Richtungen voneinander abgrenzen. In der Gegenwart stößt man dagegen auf Schwierigkeiten, da die Begriffe zunehmend unscharf werden und Argumente austauschbar sind. Freiheit und Gleichheit markieren die Koordinaten, in denen demokrati- sche Gemeinwesen verhandelt werden. Wie zeigt sich dagegen antidemokratisches Denken? Von Rechts ist es schnell bestimmbar: gegen Minderheiten, völkisch, rassistisch, auf einer höheren Ebene erscheinen die Argumentationen als naturalisierend, ontologisierend, essentialisierend. Andere Gegnerschaften argumentieren verdeckter und wesentlich pragmatischer: Auflösung der Gruppenidentität (Klassen, Nationen), Erosion von Legitimationsstrukturen (nationale Parlamente), Infragestellen der Effizienz von Mehrheitsentscheidungen (das „dumme“ Volk), Qualifizierung von Entscheidungsträgern durch Wissen (technokratische Elite). Im Seminar werden Klassiker der Elitetheorie wie Pareto und Mosca und der massenpsychologischen Literatur wie Le Bon und Michels behandelt, dann Theoreti- ker, die auf eine Strukturierung der Öffentlichkeit durch eine Elite setzen, wie Lippmann und Berneys, sowie neoliberale Theoretiker, die das Ende des Nationalstaats fordern. Allen Arbeiten gemein ist eine Kritik am demokratischen Gemeinwesen und ein prinzipieller Vorbehalt gegen Demokratie.


Zeit: dienstags, 15.15-16.45 Uhr

Raum: NSG 215

Semester: SoSe 2020