Die Denkfigur der Latenz taucht seit der Antike auf vielfältigste Weisen auf und findet sich in so unterschiedlichen Kontexten wie Medizin, Physik, Ökonomie, Rhetorik, Psychologie oder Literaturtheorie. Gemeinhin wird etwas als „latent“ bezeichnet, wenn es sich im Modus des Verborgenseins befindet und aus dieser Verborgenheit heraus eine Wirksamkeit besitzt oder bestimmte Wirkprozesse entfaltet, die der Aufmerksamkeit der Beobachter*innen entzogen sind. Dabei kann diese Verborgenheit ganz verschiedentlich gedacht werden, etwa als das, was nicht gegenwärtig ist (z.B. bei Derrida), als das latent Verdrängte, aber auch als das Geheime (z.B. bei Luhmann), sowie als eine Technik der Darstellung. Letzteres verweist bereits auf einen Zusammenhang, dem das Seminar u.a. nachgehen wird: Latenz(en), die sich in einer Metapher manifestieren. Hier werden wir etwa der Frage nachgehen, was sich in der Metapher manifestiert, artikuliert und zeigt. Darüber hinaus wird das Seminar ausgewählte Texte zu Figuren und Diskursfeldern der Latenz zum Gegenstand haben, etwa Texte von Jacques Derrida zu Gespenstern, Gilles Deleuze zur „Falte“, sowie einige von Anselm Haverkamps grundlegenden Reflexionen zur Denkfigur der Latenz.

Semester: ST 2020