Die nahḍa ("Aufbruch", „Erwachen“) des 19. und frühen 20. Jhdt. ist im Nahen Osten eine Periode der intellektuellen Erneuerung und Reform im Denken über Gesellschaft, Religion sowie in der Wissenschaft und Kunst. Sie wurde durch die Begegnung mit Europa zunächst in Ägypten, dann in weiteren arabischen Regionen des Osmanischen Reiches und darüber hinaus in der gesamten islamischen Welt bewirkt. Die nahḍa ging mit komplexen ökonomischen, sozialen und kulturellen Umgestaltungen und mit einer durchgreifenden Modernisierung des öffentlichen Lebens einher.

 Fokus des Seminars sind die politischen und kulturellen Entwicklungen in Ägypten sowie im Osmanischen Reich zwischen der Eroberung Ägyptens seitens Napoleon Bonapartes (1898) und dem Zerfall des Osmanischen Reiches und der kolonialen Neuaufteilung des Nahen Ostens als Folge des Ersten Weltkriegs. Anhand von Schlüsseltexten und Forschungsliteratur wird die von muslimischen und säkularen ReformerInnen und kulturellen AkteurInnen getragene, höchst aufgeschlossenene,  jedoch auch zunehmend kritische, Auseinandersetzung mit Europa erörtert. Thematisiert werden u.a. die Debatten über die Rolle der Frau, über die Vereinbarkeit des Islam und säkularer Moderne und über die Erneuerung der arabischen Sprache und Kultur. Auch die Transformation der Städte sowie Entstehnung und Rolle moderner Medien können je  nach Interessen der Teilnehmer*innen Thema des Seminars sein.

Semester: SoSe 2020