Auguste Comte war sich sicher: Die wissenschaftliche Methode wird die Religion überflüssig machen. Heute, über 150 Jahre später, ist längst deutlich: Die wissenschaftliche Methode ist zwar ausgefeilter denn je, aber Religion ist nicht nur nicht untergegangen, sie scheint vielmehr international so bedeutsam wie lange nicht –und zwar sowohl die institutionalisierte Religion als auch die individuelle Religiosität.

Jährlich pilgern aktuell mehrere Millionen Menschen nicht nur nach Mekka, sondern auch nach Lourdes. Nach wie vor sind auch in Deutschland –dem lange Zeit als Musterbeispiel für Säkularisierung gehandelten Land –viele Städte und Dörfer vom kirchlichen Leben geprägt. So genannte evangelikale Kirchen gewinnen weltweit an Bedeutung. Kriege werden (immer noch) auch im Namen von Religionen geführt. Bei schweren Krankheiten werden (immer noch undwieder) religiöse Heiler aufgesucht. Manche Fans fühlen sich ihrem Fußballclub so zugehörig, als wäre der eine Religions-gemeinschaft.

Die Liste der Assoziationen zum Thema ließe sich leicht erweitern. Das Seminar sucht eine Orientierung durch die Dichte dieser so diversen Phänomene. Dafür bietet es zunächst eine intensive theoretische Auseinandersetzung mit Konzepten und Begriffen der Religionssoziologie –so geht es beispielsweise um Abgrenzungen zwischen Religion und Spiritualitätoder zwischen Religion und Kultur. Im zweiten Teil werden aktuelle Phänomene in den Blick genommen und auf der Grundlage der theoretischen Auseinandersetzung soziologisch zu verstehen und zu erklären versucht.

Die Lektüre zum Seminar wird in der ersten Sitzung bekannt gegeben.

Semester: SoSe 2020