Das Modul führt exemplarisch in Forschungsmethoden der Kultursoziologie und deren Anwendung ein. Dabei geht es sowohl um das Kennenlernen und Erproben ausgewählter qualitativer Methoden, als auch um deren Anwendung auf einen aktuellen Gegenstand.


In diesem Semester werden wir zeitgenössische Felder von Körperkultur(en) untersuchen. Die soziologische Grundannahme ist, dass Körper hergestellt und präsentiert werden und dass demnach gesellschaftliche Werte, Ideen und Strukturen in Körpern ausgedrückt sind. Die Frage ist also, was aktuell sichtbare Körperkulturen über zeitgenössische Gesellschaften aussagen. Lässt sich eine spezifisch „moderne“ Körperkultur identifizieren, oder welche Widersprüche ergeben sich möglicherweise aus den beobachtbaren Phänomenen? Konkret gehen wir diesen Fragen im Kontext von Fitnessstudios, Plastischer Chirurgie oder Tätowierungen nach und befassen uns mit den jeweiligen Strukturen, Akteuren und Praktiken. Diese Felder stehen beispielhaft für die Konjunktur und die Sichtbarkeit aktueller Kulturen des Körpers und verdeutlichen damit augenfällig die Relevanz einer soziologischen Beschäftigung mit diesem Thema.

All dies wird in diesem Modul über drei Perspektiven in den Blick genommen, womit zugleich die drei Seminare beschrieben sind. Im Mittelpunkt aller Seminare steht das Erlernen und praktische Erproben von Methoden rekonstruktiver Sozialforschung. Ein Seminar wird sich den genannten Feldern ethnographisch nähern und mit Begehungen, Beobachtungen, aber auch Gesprächen arbeiten. Das zweite Seminar wird insbesondere die visuelle Dimension der jeweiligen Felder analysieren. Das dritte Seminar widmet sich zeitgenössischen Körperkulturen vor allem über Interviews und Gruppendiskussionen mit relevanten Akteuren.

Die Vorlesung skizziert zunächst im Überblick die Grundprobleme und das Erkenntnisinteresse, aus dem heraus zeitgenössische Körperkulturen im Rahmen des Moduls untersucht werden sollen. Im Anschluss werden ausgewählte Probleme der empirischen Erforschung kultureller Phänomene und kultureller Praxis diskutiert, beispielhafte Studien vorgestellt und in ausgewählte Methoden kultursoziologischer Forschung eingeführt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf qualitativen Formen der Erhebung und rekonstruktiven Verfahren der Auswertung. Der wöchentliche Vorlesungsturnus endet Ende Mai. Im zweiten Teil des Semesters findet dann ein Workshop statt, in denen die (Zwischen-)Ergebnisse aus den Seminaren ausgetauscht werden.

In den Übungen wird das empirische Vorgehen vorbereitet. Sie sind – ebenfalls – unverzichtbarer Bestandteil des Moduls.
Es gilt zu beachten, dass das Modul arbeitsaufwändig ist und eine intensive Beteiligung zwingend voraussetzt. Eine rein passive Teilnahme ist nicht möglich.

Semester: ST 2020