Die Arbeit mit Texten ist ein zentraler Bestandteil sowohl des kulturwissenschaftlichen Studiums als auch der geisteswissenschaftlichen Forschung insgesamt. Die Frage, wie konkrete Texte zu verstehen und zu interpretieren sind, hängt jedoch nicht unwesentlich davon ab, wie man die Entstehung von sprachlicher Bedeutung im Allgemeinen begreift. Gibt es eine ursprüngliche Bedeutung des Gesagten, die in der Auseinandersetzung mit der Autor*in und einer Rekonstruktion des historischen Kontextes wiederhergestellt werden kann? Oder stellt jede Lektüre eine neue Interpretation des Textes dar, ohne jemals zu einem ersten Ursprung der Bedeutung zurückzukehren? Und wenn verstehen und interpretieren in dieser Weise zusammenfallen, gibt es dann überhaupt noch eine Grenze der Interpretation?

Das Seminar möchte diese grundlegenden Fragen der sprachlichen Bedeutung und der Interpretation von Texten ausgehend von einer Debatte zwischen Jacques Derrida, einem Vertreter der poststrukturalistischen Zeichentheorie, und John D. Searle, einem amerikanischen Sprachphilosophen in der Tradition der Sprechakttheorie, nachgehen. Da Searle selbst nur sehr knapp auf einen Text von Derrida geantwortet hat, wird – nach einer kurzen Einführung in die Grundlagen der Sprechakttheorie – das Hauptaugenmerk auf zwei längeren Texten von Derrida liegen.


Semester: WT 2020/21