Transnationale Politik wird zu einem erheblichen Maße durch Regionalismen geprägt.
Zwei Beobachtungen lassen sich hierbei konstatieren: Erstens beschränken sich Formen
regionaler Interaktion nicht allein auf den europäischen Integrationsprozess. Schaut man
über den europäischen Tellerrand hinaus, stellt man fest, dass sich auf jedem Kontinent
historische und aktuelle Beispiele regionaler Projekte mit ganz unterschiedlichen Dynamiken
finden lassen. Zweitens verlief die Entwicklung dieser Regionalismen immer in Wellenbewegungen.
Integrationsschübe in den 1960er /1970er und 1990er-Jahren lösten sich
durch Prozesse der Desintegration ab. Aktuelle Krisentendenzen gibt es hierbei zuhauf:
u.a. der aufflammende US-Protektionismus, der Brexit, oder die ökonomische und politische
Krise in Venezuela. Das Seminar setzt sich zum Ziel diese beiden Beobachtungen
mit der Nutzung der EU als Kontrastfolie zu studieren. Zentrale Fragen des Seminars sind:
Was sind die Beweggründe für regionale Zusammenschlüsse? Wie haben sich regionale
Formen transnationaler Politik in der Welt entwickelt? Welche Theorien überzeugen hierbei
besonders bei der Erklärung dieser Entwicklungen? Was bringt ein Vergleich und eine
Orientierung der Regionalismen an den Erfahrungen der EU?
Das Seminar gliedert sich in zwei Blöcke. In einem ersten Block diskutieren wir die wichtigsten
Begriffe, Konzepte und drei Theorieschulen regionaler Interaktion (angelehnt an
den IB-Theorien). Im zweiten Teil des Seminars beschäftigen wir uns zunächst eingehend
mit der EU, um davon ausgehend vergleichend verschiedene regionale Projekte in der
Welt und deren Entwicklungen in ausgewählten Politikfeldern zu beleuchten. Am Ende des
Seminars sollen die TeilnehmerInnen theoretische Konzepte kennengelernt haben, auf die
empirischen Fälle anwenden sowie deren Erklärungskraft einschätzen und bewerten können.
Vorausgesetzt wird eine aktive und konstruktive Mitarbeit an der Gestaltung des Seminars.
Teilnehmende Studierende sollten außerdem große Leselust, auch für englischsprachige
Fachliteratur, miteinbringen.
Es ist beabsichtigt, die Lehrveranstaltung hybrid durchzuführen, d.h. gleichzeitig in Präsenz
und online, mit wechselnden festen Studierendengruppen.

Semester: WT 2020/21