Im Jahr 2010 prägte eine NHK-Dokumentation den Begriff mu’enshakai (無縁社会) – die atomisierte Gesellschaft oder Gesellschaft ohne Bindungen. Ausgehend von dieser Dokumentation wollen wir uns in diesem Seminar zunächst der historischen Herkunft des Begriffs 無縁 aus dem Buddhismus und seiner philosophischen Verarbeitung im Werk Amino Yoshihikos (1928-2004) nähern. Danach widmen wir uns aus diskurstheoretischer Perspektive demjenigen Problem bzw. Phänomen in der gegenwärtigen japanischen Gesellschaft, das damit beschrieben werden soll: die Vereinsamung generell sowie insbesondere von Alten (oder Jungen, die in Zukunft allein alt werden). Hierbei betrachten wir Begriffe aus der japanischen Mediendebatte wie孤立化、孤独化、おひとり様 und „Single-Gesellschaft“ und diskutieren diese vor dem Hintergrund theoretischer Zugänge zu Individualisierung aus der Soziologie.


Semester: WT 2020/21