Das Land boomt, die Dörfer sterben? Auf der einen Seite werden Dörfern und Kleinstädten große Potentiale zugeschrieben: Sie gelten als naturnahe und familienfreundliche Lebensräume oder als Orte der Selbstverwirklichung für Kulturschaffende und Akademiker*innen, die sich auch mal in ruralen Coworking Spaces treffen. Auf der anderen Seite werden düstere Zukunftsszenarien für ländliche Räume entworfen: Regionen und ihre Bewohner*innen gelten als „abgehängt“ und der demographische Wandel kann zu schrumpfenden Siedlungen oder sterbenden Dörfern führen. Die lebhaft geführte Debatte um die Zukunft ländlicher Räume ist dabei ein Anzeichen für die Relevanz unterschiedlicher – teilweise konkurrierender – Vorstellung von Ländlichkeit. Das Seminar setzt an dieser Ausgangsbeobachtung an und fragt zunächst danach, wie ländliche Räume kultursoziologisch untersucht werden können. Dabei rücken Fragen nach dem gesellschaftlichen Verhältnis von Stadt und Land ebenso wie Perspektiven auf tradierte Ländlichkeitsvorstellungen und kommunikative Raumkonstruktionen in den Blick. Diese Arbeiten werden wir vor allem danach befragen, welche Erklärung für die Stabilität und Veränderung von Ländlichkeitsvorstellungen gegeben werden. Im Anschluss nutzen wir die (eher) theoretischen Annäherungen, um anhand konkreter (und selbst gewählter) Beispiele Ländlichkeits- konstruktionen empirisch zu analysieren. Hierbei wird es Zeit für selbständige Forschungsarbeit in Arbeitsgruppen geben. Erste Erfahrungen mit Methoden der rekonstruktiven Sozialforschung sind deswegen von Vorteil, jedoch nicht zwingend erforderlich. Das Seminar endet mit der Vorstellung und Diskussion der Arbeitsergebnisse in einer Blockveranstaltung.


Semester: SoSe 2021