In der gegenwärtigen Pandemiezeit ist der liberal-demokratische Rechtsstaat insbesondere in seiner europäischen Ausprägung der geteilten Souveränität in einer Performazkrise. Im Leistungsvergleich mit dem „Durchregieren“ technokratischer Autokratien sieht die europäische Staatlichkeit vermeintlich „alt aus“. Vor dem Hintergrund dieser jüngsten Herausforderungen thematisiert dieses Seminar die europäische Staatlichkeit im historischen Wandel vom 19. Jhd. bis in die Gegenwart. Als Quellen des Wandels von Staatlichkeit werden Herausforderungen und Krisen analysiert, die von den Eliten als in herkömmlichen Strukturen nicht zu meistern eingeschätzt wurden. Mit einem Rückblick auf den sich seit der Frühen Neuzeit territorialisierenden Verwaltungsstaat beginnend, beschäftigt sich das Seminar vorwiegend mit den miteinander verflochtenen Prozessen staatlichen Gestaltwandels: vom Rechtsstaat und liberalen Markstaat, Wohlfahrtsstaat und staatssozialistischer Systemalternative bis zur gegenwärtigen governance in der Europäischen Union. Verhandelt werden dabei verschiedene Modi der Legitimation von Herrschaft, die Zugehörigkeit sowie die Rechte und Pflichten der Staatsbürger.
Semester: SoSe 2021