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In aktuellen Debatten zu Dekolonisierung und Postkolonialismus bilden städtische Räume – vom Denkmal bis zum Straßennamen – einen zentralen Gegenstand erinnerungspolitischer Konflikte. Wie mit der Erinnerung an Kolonialismus und Rassismus umgegangen werden soll, ist zu einem wichtigen Thema stadtpolitischer Debatten und wissenschaftlicher Forschungen geworden. Neu sind solche Konflikte allerdings nicht an sich, schließlich waren städtische Räume auch früher schon zentrale Arenen erinnerungspolitischer Auseinandersetzungen, die sich um den richtigen Umgang mit unterschiedlichen Vergangenheiten – von Krieg und Kolonialismus über den Nationalsozialismus bis hin zur DDR-Geschichte – im öffentlichen Raum drehten.
Mit diesen Konflikten und ihrer wissenschaftlichen Einordnung und Aufarbeitung befasst sich das Seminar. Wir lesen dazu in der ersten Seminarhälfte aktuelle wissenschaftliche Texte zu Erinnerungsorten, -kulturen und Geschichtspolitiken im Wandel (sowie speziell zur Dekolonialisierung öffentlicher Räume). Daran anknüpfend wenden wir uns in der zweiten Seminarhälfte einem konkreten Leipziger Beispiel zu und befassen uns mit Formen der möglichen Aufarbeitung der Geschichte eines Straßennamens oder Denkmals in Form eines Podcast oder – je nach Pandemielage – einer Stadtführung im Rahmen des Leipziger Wissenschaftsfestivals (14.-17. Juli 2021).
Literatur: Sabine Moller, Erinnerung und Gedächtnis, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 12.04.2010, http://docupedia.de/zg/moller_erinnerung_gedaechtnis_v1_de_2010; Marianne Bechhaus-Gerst, Decolonize Germany? (Post)Koloniale Spurensuche in der Heimat zwischen Lokalgeschichte, Politik, Wissenschaft und "Öffentlichkeit", in: Werkstatt Geschichte 75/2017, S. 49–55; Marianne Bechhaus-Gerst/ Joachim Zeller (Hrsg.), Deutschland Postkolonial? Die Gegenwart der Imperialen Vergangenheit, Berlin 2018; Sebastian Conrad, Rückkehr des Verdrängten? Die Erinnerung an den Kolonialismus in Deutschland, 1919-2019, in: APuZ 69 (2019) H. 40-42.