Nicht erst seit Beginn der COVID-19-Pandemie ist die Bekämpfung von sich transregional ausbreitenden Krankheiten ein Thema in der aktuellen Forschung. Seit einiger Zeit wird die Geschichte von Seuchen und Epidemien, all der Maßnahmen zu ihrer Eindämmung sowie deren weitreichenden Auswirkungen mit neuen Fragestellungen untersucht. Globalhistorische Frage-stellungen haben dabei wichtige Impulse gesetzt. Wir beschäftigen uns in diesem Seminar mit der internationalen Seuchenbekämpfung im 19. und 20. Jahrhundert im Kontext der allgemeinen Geschichte des (Gesundheits-)Internationalismus. Zwei Prozesse werden im Mittelpunkt stehen: Zum einen wird es um die Rolle von Seuchen für die Entstehung und den Wandel von international health gehen. Anhand der WHO und ihrer Vorläufer, die auch und gerade zur Kontrolle und Überwachung von ansteckenden Krankheiten geschaffen wurden, betrachten wir Seuchenbekämpfungsprogrammen in verschiedenen Weltregionen und verfolgen, wie sich im Laufe der Zeit die leitenden Konzepte zur Bekämpfung etwa von Cholera, Schlafkrankheit, der Spanischen Grippe oder Typhus veränderten und wie diese das Verständnis von international health erweitert haben. Zum anderen beschäftigen wir uns mit den unterschiedlichen Ebenen, auf denen Wissen über Seuchen produziert und deren Ausbreitung gesteuert wurde und gehen dem Spannungsfeld von lokalem Wissen, imperialen bzw. nationalen Gesundheitspolitiken so-wie der internationalen Steuerung nach. Beide Themen führen in ein globalorientiertes Verständnis der Seuchen- und Gesundheitsgeschichte ein.


Semester: SoSe 2021