Politischer Herrschaft erfolgt heute in wichtigen Teilen durch internationale Organisationen (IOs) wie die UN, WTO oder auch die EU. Gesellschaftliche Widerstände gegen diese und vergleichbare Institutionen werfen die Frage auf, welchen normativen Kriterien sie eigentlich genügen sollen und inwiefern bzw. unter welchen Bedingungen ihre Herrschaft gesellschaftlich zustimmungsfähig ist. In der Tat sehen sich gerade besonders einflussreiche IOs mit erheblicher Kritik an ihren Politiken und Verfahren konfrontiert. Nicht selten dient solche Kritik beteiligten Regierungen als Begründung, sich nicht an der durch IOs betriebenen Regulierung globaler Prozesse zu beteiligen. Viele Beobachter sehen globale Institutionen in einer umfassenden Legitimitätskrise; mangelnde Anerkennung wird ihres Erachtens zum internationalen Ordnungsproblem, weil die Lösung drängender globaler Probleme (Klimawandel, Unterentwicklung) unterbleibt. IOs – bzw. die sie tragenden Mitgliedstaaten – reagieren auf die Kritik höchst unterschiedlich – teils durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit, teils durch die Einbeziehung von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) in Entscheidungs- und Implementationsprozesse, die dadurch selbst legitimationsbedürftig werden.

Vor dem Hintergrund dieser Problemstellung widmet sich das Seminar der Frage aktueller Legitimationsprobleme globalen Regierens. Wo und in welcher Form kommt es zu einer gesteigerten Auseinandersetzung mit Politik und Legitimitätsgrundlagen von IOs? Welche Prozesse führen zu ihrer Politisierung oder gar empirischen Legitimitätskrise? Was sind die institutionellen Folgen solcher Krisen? Führen Legitimitätskrisen zu einer effektiven Demokratisierung der internationalen Politik?

Diese Fragen werden wir anhand aktueller Literatur diskutieren, die Grundlage eigener wissenschaftlicher Hausarbeiten sein wird. Die Bereitschaft, überwiegend englischsprachige Literatur zu lesen und sich auch mit den normativen Grundlagen des Fachs auseinanderzusetzen, wird vorausgesetzt; die Bereitschaft normativ spannende Fragen gemeinsam in methodisch informierte Forschung zu überführen ebenfalls.

Teilnahmebedingungen für alle: Regelmäßige Teilnahme und Lektüre der *Seminarliteratur

  • Ggf. Prüfungsvorleistung im Modul
  • Referat nach regelmäßiger und konstruktiver Teilnahme an einer Referatsgruppe,
    einschließlich Abgabe eines Thesenpapiers zwei Wochen vor Referatstermin.

Prüfungsleistung: Referat und wissenschaftliche Hausarbeit (12-15 Seiten).

Die Pflicht- und Referatslektüre sowie Teile der Vertiefungsliteratur wird bei Moodle zur Verfügung gestellt (Password „MEESeminar“). Die Anmeldung auf dieser Seite ist obligatorisch (wg. Kommunikation). Ein Reader mit der Pflichtlektüre wird bei Printy bereitgestellt. 

Semester: WiSe 2013/14